L’Olympie

Olympische Lust, olympischer Frust.

Die Olympischen Spiele haben begonnen. Mitfiebern, Schreien, Jubeln sind die Emotionen, die die nächsten Wochen dominieren. Das erinnert sehr an die aktuellen Märkte. Erholungswachstumsraten sind selten von Dauer. Die Erwartung allerdings schon. Die Halbjahresberichte setzen die Märkte unter Druck, doch Firmen (im Gegensatz zur Politik im globalen Wahlkampf befindlich) packen ihre Erwartung in klare Worte. Lust und Frust liegen in Form von Korrekturen in beide Richtungen nah beieinander.

Die Großdatenlage ist, aller aktueller Volatilität zum Trotz, langfristig vielversprechend: Ein neuer Supercycle zeichnet sich mehr und mehr ab. Im Rahmen des aktuellen G20-Gipfels in Brasilien machte IWF-Präsidentin Kristalina Georgieva Schlagzeilen mit ihrer Aussage, die Welt stünde vor dem schwächsten globalen Wachstum seit Dekaden (3,3% 2025). Die Wirtschaftsdynamik der Industrieländer sinkt. Georgieva benennt in Rio die aktuellen Unsicherheiten aus Sicht des IWF: Staatsverschuldung (die EU hat diese Woche ein Defizitverfahren gegen 7 Länder eingeleitet), Fragmentierung des internationalen Zahlungssystems sowie die Komplexität beim digitalen und grünen Wandel. Auch die Inflationsbekämpfung sei – hier liegt sie mit Powell und Lagarde auf einer Linie – noch nicht abgeschlossen.

Unsicherheiten stehen stets am Beginn eines neuen Wirtschaftszyklus. Doch es scheint, dass nach einer disruptiven Marktphase nach Corona, Ukraine-Einmarsch und ungewohnt hoher Inflation nun langsam Ruhe und Stabilität einkehren. Und damit ruhige Wachstumsraten. Doch dazu braucht es Geduld und Nerven. Und den Olympischen Gedanken: Nur wer dabei ist, ist dabei. Und Dabeisein ist alles.

Volatilität nimmt zu: VIX (S&P 500)

Das war die vergangene Woche

Asien

Asien reagierte stark auf die US-Börsen, allerdings (kurzfristig) positiv auf die überraschende Zinssenkung durch die PBoC (von 3,45% auf 3,35%). Positiv für den Nikkei waren – neben starken Unternehmensdaten – die gesunkene Kerninflation in der Metropolregion Tokio (sank von 1,8% auf 1,5%).

Europa

Europas Verbrauchervertrauen stieg auf -13,0 Zähler. Der in allen Sektoren gesunkene Einkaufsmanagerindex in Deutschland (gesamt von 50,4 auf 48,7 Zähler) löste im Kontext der Unternehmensberichte im DAX kurzzeitig eine Korrektur aus. Der PMI EU-weit sank weniger stark auf 50,1 Zähler. Einen Rückgang zeigen auch die ifo-Geschäftsaussichten in Deutschland (86,9 Zähler) bzw. der ifo-Geschäftsklimaindex (sank von 88,6 auf 87,0 Zähler). Die Unternehmensberichte konnten die europäischen Börsen ins Plus drehen.

USA

Harris erlangte die Stimmenmehrheit der demokratischen Delegierten und tritt gegen Trump an. Der US-PMI stieg im Dienstleistungssektor mit nun 56,0 Zählern in den expansiven Bereich (größer als 55). Der Herstellungssektor hingegen sank von 51,6 auf 49,5 Zähler. Die Unternehmen zeigten bislang eine positive Entwicklung im ersten Halbjahr und gaben einen vorsichtig positiven Ausblick für die zweite Jahreshälfte. Das spiegelte sich auch im annualisierten BIP (stieg von 1,4% auf 2,8%). Dennoch korrigierten die Börsen teils erheblich, da eine Fortsetzung der Gewinnwachstumsraten aus dem Q4.23 erwartet (erhofft) worden war. Der persönliche Konsum zeigte sich robust, der PCE Deflator (Inflationsdruck) lag mit 0,1% im erwarteten Bereich. Die fünfjährige Inflationserwartung stieg wieder auf 3,0%, das Verbrauchervertrauen auf 66,4. Das korrigierte die Börsen am Freitag ins Plus.

Was die neue Woche bringt

Die Volatilität an den Märkten bleibt bestehen, wohl aber nicht mehr mit diesen starken Ausschlägen. Eine weitere Zinserhöhung in Japan könnte am Mittwoch einen kräftigen Impuls geben, aus den USA sind es Arbeitsmarktdaten und ISM-Geschäftsbedingungen. Maßgeblich bleiben jedoch die Unternehmensberichte.

Asien

Der Arbeitsmarkt in Japan ist mit 2,6% stabil (und eng). Die am Mittwoch veröffentlichten Konsumdaten bewegen weniger stark als die mögliche weitere Zinserhöhung auf 0,1% durch die BoJ. Uedas Begleitrede hierzu wird wichtig. Die chinesischen Einkaufsmanager bleiben mit ihrer Markteinschätzung auf Vormonatsniveau und damit weiter in der neutralen Zone (+/- 50 Zähler). Indiens PMI für das verarbeitende Gewerbe bleibt mit 58,5 Zählern in der expansiven Zone.

Europa

Deutschlands Konsum liegt im Juli auf Vormonatsniveau, das BIP-Wachstum im Q2 wird mit +0,3% bestätigt, ebenso der HVPI (2,5%). Das „Wirtschaftliche Vertrauen“ in der EU steigt um 0,6%, der Geschäftsklimaindex bleibt mit -0,46 jedoch weiter eingetrübt. Positiv ist die stabile Arbeitslosenrate in Deutschland (6,0%) bei stabilem Konsum ggü. Vormonat. Das Wirtschaftsbulletin der EZB ist am Freitag wichtig. Maßgeblich für das Börsengeschehen bleiben aber auch in Europa die Unternehmensberichte.

USA

Ebenso in Übersee: Die Unternehmensberichte bleiben im Fokus der Anleger und sorgen weiter für viel Vola. Die Makrodaten bewegen wohl weit weniger: Immobilienpreisindex (+0,2%), Arbeitsmarktdaten (Arbeitslosenrate stabil bei 4,1%) und Geschäftsbedingungen, die das ISM weiterhin knapp unter den neutralen 50 Zählern sieht. Wenig überraschend ist die Fed-Zinsentscheidung (5,5% werden beibehalten) und das begleitende Kommuniqué der Fed zur Geldpolitik.

Fazit

Eine weitere volatile Woche liegt vor den Anlegern. Die Makrodaten haben zwar das Potenzial, Impulse zu setzen, aber nur wenig, den Markt richtig zu bewegen. Die Anleger beachten vorrangig die Einschätzung der Unternehmen. Lust und Frust für die kommende Woche – nicht nur bei Olympia.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Quellen: Finanzen.net
Interessante weiterführende Informationen: Wirtschaftsprognosen und -trends der Europäischen Kommission

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