Le coq qui crie

Frankreich wählt.

Im Land der La vache qui rit wird gewählt. 17,2% des BIP der EU werden dort erwirtschaftet – Frankreich ist damit nach Deutschland Europas zweitgrößte Volkswirtschaft. In den USA hat es bereits lange vor der Wahl ein politisches Beben gegeben: Beim Aufeinandertreffen mit Trump zeigte sich Biden in der Diskussion derart schwach, dass Trump II in Griffweite zu sein scheint. Die Märkte reagieren.

Mit der Ankündigung der Neuwahlen (1. Durchgang am 30.6., 2. Durchgang am 7.7.2024) in Frankreich hat Macron hoch gepokert. Gelingt ihm erneut ein Sieg in einem ungewinnbaren Szenario? Oder wird die Wahl sein Waterloo? Die Europawahl hat deutlich gemacht, dass das Thema Migration für die Wähler wichtig ist. Und dass sie unzufrieden damit sind, wie die Politik damit umgeht. Das Rassemblement National (RN) steht daher für deutlich mehr Frankreich und deutlich weniger Restwelt. Das neu gegründete Linksbündnis hingegen steht zwar auch für mehr Frankreich, aber auch für erheblich mehr Sozialstaat – angesichts der aktuellen Staatsverschuldung schwierig.

Die Welt stellt sich spätestens nach dem TV-Duell zwischen Trump und Biden auf Trump II ein. Und damit auf deutlich mehr America first. Was wiederum Europa in die (finanziell) schwierige Lage zwingt, sich hinsichtlich Sicherheitskonzepten stärker zu emanzipieren. Genau hier wäre die Rolle eines starken Frankreichs wichtig, das im Schulterschluss mit Deutschland diese Herausforderung stemmt.

Die politische Unsicherheit steigt also und wird in der kommenden Berichtssaison (Halbjahresberichte der Unternehmen mit ihrem Ausblick für das Restjahr) für zusätzliche Bewegung sorgen – und natürlich auch für Chancen.

Prognose der Sitzverteilung nach der Frankreich-Wahl 07.2024
Prognose für 2024 und 2025

Das war die vergangene Woche

Asien

Japans Einzelhandelsumsätze stiegen ggü. Vorjahr um 3,0% (Vormonatswert +2,4%). Die Kerninflation im Großraum Tokyo sank hingegen auf 1,8%. Die Arbeitslosenquote lag mit 2,6%, wie erwartet, auf Vormonatsniveau. Der JPY erreichte den tiefsten Wert ggü. dem USD seit 38 Jahren. Die BoJ kündigte eine langsame Abkehr von der expansiven Notenbankpolitik an (Reduktion des Anleihenkaufprogramms).

Europa

Die ifo-Umfragen zur Stimmungslage in Deutschland (Geschäftsklimaindex 88,3 Zähler und Geschäftsaussichten 89,0 Zähler) zeigten wenig Veränderung. Auch EU-weit bleiben die Stimmungsdaten stabil, wenn auch weiterhin zukunftsskeptisch. Die EZB-Mitglieder skizzierten die weitere EZB-Strategie: Zinssenkungen ja, aber in kleineren Schritten.

USA

Das US-BIP ist annualisiert – wie erwartet – auf 1,4% gestiegen. Die US-Börsen reagierten auf den kämpferischen Trump (und damit auf ein zunehmend realistisch werdendes Trump II) leicht positiv. Die Löhne stiegen um 0,5% ggü. Vormonat, der Konsum stieg jedoch nur um 0,2% – damit sanken der Inflationsdruck auf 2,6% ggü. Vorjahr (zuvor 2,7%) und die 5-jährige Inflationserwartung auf 3,0%. Der Chicago Einkaufsmanagerindex stieg deutlich von 35,4 auf 47,4 Zähler, ebenso das US-Verbrauchervertrauen (nun bei 68,2 Zählern).

Was die neue Woche bringt

Die Diskussion um einen alternativen Kandidaten der Demokraten setzt sich fort. Doch maßgeblich sind die erwarteten Unternehmensberichte. Wie diese ausfallen könnten, wird von den Anlegern auf Basis der Makrodaten dieser Woche geschätzt.

Asien

Chinas PMI liegt leicht unter den Vormonatswerten, aber weiterhin klar über 50 Zählern. Der TanKan Groß Produktion Index präsentiert die Gesamtgeschäftsbedingungen der großen Industrieunternehmen Japans (11,0 Zähler; neutral = 0). Das Ergebnis zeigt den Zustand der verarbeitenden Industrie und das Wachstum der exportorientierten Wirtschaft.

Europa

Der VPI in Deutschland sinkt auf 2,6%, der HVPI damit wohl auf 2,2%. Die EU-Kerninflation sinkt auf 2,8% bei stabiler Arbeitslosenquote (6,4%). Die Stimmung der Einkaufsmanager liegt auf Vormonatsniveau (gesamt 50,6 Zähler) und die Erzeugerpreise bleiben auf Vormonatsniveau. Der Konsum steigt leicht um 0,2% ggü. Vormonat. Beachtenswert in diesem Kontext wird daher die EZB-Einschätzung durch Lagarde.

USA

Powells Rede im Vorfeld des FOMC-Protokolls hat, wie so oft, Enttäuschungspotenzial, denn er wird zur Geduld mahnen. Die Stimmung der Einkaufsmanager bleibt mit 54,6 Zählern auf Vormonatsniveau (bei leicht sinkendem PMI für das verarbeitende Gewerbe). Die Arbeitsmarktdaten (4,0% Arbeitslosenquote, 62,5% Erwerbsbeteiligungsquote) bleiben ebenfalls unverändert.

Fazit

Die Wahl in Frankreich wird für Vola sorgen, die Diskussion um Biden als Präsidentschaftskandidat bestimmt weiterhin die Medien. Europas Makrodaten sorgen hingegen für Zuversicht (auch hinsichtlich der kommenden Berichtssaison). In den USA bremst Powell die Vorfreude der Anleger.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Quellen: Wikipedia; OeNB

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