Good Fellas

News, 18 May 2024

Never rat. Never speak.

Putin und Xi sind good fellas. Beim Staatsbesuch Putins in China wurden viele Dinge besprochen. Beim Gespräch der guten Freunde in Peking war daher besonders interessant, was nicht gesagt wurde: China hat nicht abgelehnt, am Friedensgipfel in der Schweiz teilzunehmen (aber auch noch nicht zugesagt). Mittlerweile ist für Russland sehr deutlich, dass China in dieser Partnerschaft zunehmend die Rolle des Paten einnimmt.

Diese Rolle belastet aber Chinas Exportwirtschaft. Denn die autoritäre Staatsführung führt in immer mehr Ländern zu protektionistischen Maßnahmen. So besteuern die USA jüngst den Import von EVs (electric vehicles) aus China mit 100%, was de facto einem Importstopp nahekommt. Diese Maßnahme ist in erster Linie nur ein Signal: Der Marktanteil chinesischer EVs in den USA liegt gerade mal bei 1%. More to come. Die Importzölle auf Halbleiter steigen bis 2025 von 25% auf 50%, von Lithium-Ionen-Akkus für EVs von 7,5% auf 25% noch heuer, ohne EV-Bezug bis Ende 2025. Auch die Zölle für Alu- und Stahl-Erzeugnisse werden heuer auf 25% angehoben, für Solar-Zellen sogar auf 50%. Dennoch gibt sich Chinas Industrie entspannt: Über Mexiko kann dank des NAFTA-Abkommens weiter exportiert werden. Dazu werden bereits Joint Ventures mit mexikanischen Unternehmen gegründet.

Der zunehmend schärfere Wirtschaftskonflikt mit China hilft Indien, das für immer mehr Unternehmen als Produktionsstandort dient. Indiens politisches Risiko wird weniger hoch angesehen als jenes des autoritären Chinas. Man stellt die Lieferketten breiter auf und macht sich im Westen damit weniger abhängig. Diversifikation als Mittel gegen Patenschaft.

Das war die vergangene Woche

Asien

Der Staatsbesuch Putins in China dominierte die Medien, blieb jedoch ohne Überraschungen. Chinas Ankündigung, Maßnahmen zur Stabilisierung des Immobiliensektors zu setzen, befeuerte offensichtlich am Freitag die Kurse von Edelmetallen (Silber stieg auf den höchsten Kurs seit 2013). Gedämpft wurde die Stimmung an den Börsen durch ggü. dem Vorjahr weniger stark gestiegene Einzelhandelsumsätze (+2,3% statt +3,8%). Die mit 6,7% ggü. Vorjahr deutlich gestiegene Industrieproduktion steigerte zusätzlich den Exportdruck auf chinesische Waren. Japans annualisiertes BIP wurde mit -2,0% errechnet. Der Inflationsdruck sank von 3,9% auf 3,6%.

Europa

Die Makrodaten (VPI, BIP) wurden bestätigt – etwas besser als erwartet fielen die ZEW Konjunkturerwartungen in Deutschland (47,1 Zähler) und in der EU (47,0 Zähler; neutral = 50) aus. Die um 0,6% ggü. Vormonat gestiegene Industrieproduktion entspannte die Anleger. Einige Dividendenabschläge sorgten für ein optisches Minus des DAX (u.a. E.ON, Deutsche Bank und Adidas).

USA

Mit Spannung wurde der VPI für die USA erwartet. Mit 3,4% (zuvor 3,5%) fiel er auf das erwartete Niveau. Die Kerninflation sank auf 3,6%. Das alleine hätte den Dow Jones nicht zu einem neuen all time high treiben können: Erst die Konsumdaten (die Einzelhandelsumsätze blieben auf Vormonatsniveau, stiegen also nicht weiter an) ließen die Kurse steigen, da diese Entwicklung die Inflation nicht weiter treibt. Damit bleibt die Erwartung erster Zinssenkungen aufrecht – wenngleich wohl nicht mehr im Sommer.

Was die neue Woche bringt

Die Einkaufsmanager in den USA zeigen sich hinsichtlich der Sektorunterschiede deutlich einheitlicher als in Europa. Das FOMC-Protokoll könnte die jüngsten Zinserwartungen bestärken und die Börsen weiter festigen. Für Spannung sorgt hingegen China, das seinen Immobiliensektor reparieren will – und damit die Kurse für Edelmetalle wohl weiter bewegen wird.

Asien

Die PBoC belässt die Leitzinsen unverändert bei 3,45%. Japans Handelsbilanz zeigt einen deutlichen Anstieg der Importe (von 7,3% auf +11,1%), aber auch der Exporte (von -4,9% auf +9,0%) ggü. Vorjahr. Damit fällt die Güter-Handelsbilanz negativ aus. Die gesunkene Wirtschaftsleistung und der sinkende Inflationsdruck zeigen sich in der Kerninflation, die von 2,6% auf nun 2,2% fällt.

Europa

Die Erzeugerpreise liegen mit +0,1% nur knapp über Vormonatsniveau. Das Stimmungsbild von Deutschlands Einkaufsmanagern ist weiterhin uneinheitlich, wenngleich leicht steigend: Verarbeitendes Gewerbe = 43,5 Zähler, Dienstleistungssektor = 53,5 (neutral = 50). Ein ähnliches Stimmungsbild zeigt sich auch für die EU. Mit 52,0 Zählern ist die Gesamtstimmung jedoch etwas besser als in Deutschland (50,6). Positiv wirkt am Freitag die Bestätigung des BIPs für Deutschland für das 1. Quartal (+0,2%).

USA

Das FOMC-Protokoll fasst am Mittwoch die Sicht der Fed auf die wirtschaftliche Lage der USA zusammen. Die Zinserwartung festigt sich damit. Bestätigung einer ausbleibenden US-Rezession findet sich am Donnerstag in den PMI-Daten (S&P PMI Herstellungssektor: 50,0 Zähler, Dienstleistungssektor 51,3 und Gesamt-PMI ebenfalls bei 51,3; neutral = 50). Die Auftragslage steigt moderat um 0,2% ggü. Vormonat. Das US-Verbrauchervertrauen bleibt stabil bei 67,4 Zählern. Ebenso unverändert zeigt sich die fünfjährige Inflationserwartung bei 3,1%

Fazit

Eine in Summe ruhige Handelswoche, die von den PMI-Daten bestimmt wird – und die Stimmung der Einkaufsmanager wird allerorts besser. Ähnliches gilt auch für die Anleger in Europa: Die Dividendensaison ist angelaufen.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Autor: Alexander Putz

Quellen: S&P Global

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