News, 13 Apr 2024
Risiken sind kaum eingepreist.
Die aktuelle Marktlage nennt man „Goldlöckchen„. Die Börsen fühlen sich pudelwohl und sind mit sich und der Welt zufrieden. Das merkt man einerseits daran, dass Marktrisiken, die es weiterhin gibt, kaum mehr eingepreist sind, und andererseits auch an der zunehmenden Kauflaune der Investoren. Dass nicht alles ein Honigtopf ist, sieht man an (zu?) kurzen Korrekturbewegungen, die nicht ganz so ins hübsche Bild passenden Makrodaten folgen.
Eigentlich ist es ja schon ein alter Hut: Die Fed strebt eine Kerninflation stabil unter 3% und eine Arbeitslosenrate näher den 5% an, um erste Zinsschritte zu setzen. Noch im Q4.2023 galt der Jänner 24 als realistisch. Enttäuschung. Dann blieb der März Hoffnungsträger. Enttäuschung. Nun gut, wenn die Zinskurve im Juni gesenkt wird, gingen sich immer noch 3 Zinsschritte aus – wäre auch toll. Doch die aktuellen US-Inflationsdaten enttäuschen (das FOMC-Protokoll war auch keine Kurshilfe) und so ist der Juni nicht mehr in Beton gegossen, sondern bestenfalls in Brei. Die Märkte korrigierten knackig – aber nur kurz. Die Party geht weiter.
Auch China kämpft einmal mehr mit seiner Inflation. Zuletzt stieg sie dank des leicht zugenommenen Konsums auf immerhin 0,7%. Deflation würde diametral zu Xis Wachstumszielen stehen. Nun liegt der Inflationswert erneut bei 0,1%, was den Brei zu versalzen droht. Doch auch hier hält sich der Markt zurück: Denn wenn die Konjunktur in den USA so weiterläuft und auch Europa anspringt, dann funktionieren die Exportabhängigkeiten wieder besser. Bis dahin Yellens Bitte nachzugeben und die Produktionskapazitäten zu drosseln, bleibt jedoch bestenfalls ein Wunschtraum der Amerikaner.
Europa hingegen kann sich freuen: Lagarde hat erneut den Juni für den ersten Zinsschritt bekräftigt. Hofft die EZB, dass die Fed dann ebenfalls mitzieht? Angesichts der aktuellen Gesamtlage scheint ein bullishes Goldlöckchen also tatsächlich mehr Märchen denn Realität zu sein. Egal – der Börsenbrei schmeckt trotzdem.
Das war die vergangene Woche
Asien
Japans Leistungsbilanz lag mit 2.644 Mrd. JPY unter den Erwartungen (3.112 Mrd.). Für mehr Bewegung sorgten die Makrodaten aus China: Die Erzeugerpreise lagen erneut -2,8% unter Vorjahresniveau, die Handelsbilanz lag mit 58,5 Mrd. USD deutlich unter den erwarteten 70,2 Mrd. Kritisch wurde die Inflationsbewegung aufgenommen: Die Inflation sank auf 0,1% (Jahressicht) bzw. um -1,0% auf Monatssicht. Die Gefahr eines erneut deflationären Umfelds galt bis dahin als bereits gebannt.
Europa
Die EZB hielt die Leitzinsen unverändert und bekräftigte gleichzeitig den ersten Zinsschritt im Juni, sofern sich die Datenlage nicht wesentlich ändere. Auch die deutsche Handelsbilanz erreichte mit 21,4 Mrd. EUR nicht die erwarteten 25,5 Mrd. Der HVPI (harmonisierter Verbraucherpreisindex) blieb mit 2,3% auf Vormonatsniveau. Die Industrieproduktion stieg ggü. Vormonat um 2,1%, liegt aber mit -4,9% weiterhin unter dem Vorjahr.
USA
Die US-Inflationsdaten enttäuschten und leiteten in der zweiten Wochenhälfte eine Korrektur ein. Der VPI stieg von 3,2% auf 3,5% (erwartet waren 3,4%), die Kerninflation blieb mit 3,8% auf Vormonatsniveau (hier waren 3,7% erwartet worden). Das rief die Fed auf den Plan, die in ihrem FOMC-Protokoll nun auch hinter eine mögliche erste Zinssenkung im Juni ein Fragezeichen setzte. Der USD steigt seitdem.
Was die neue Woche bringt
Die kommende Woche setzt die Korrekturbewegung, die die Fed zuletzt ausgelöst hat, zunächst fort. Marktimpulse werden im Zuge des ab Montag beginnenden IWF-Meetings versöhnlich stimmen.
Asien
Der chinesische Konsum liegt 4,5% über dem Vorjahr, das BIP mit 5,0% entspricht den Zielvorgaben Xis für das Wirtschaftswachstum. Interessant wird auch die japanische Handelsbilanz. Zuletzt stiegen Japans Exporte um 7,8% ggü. Vorjahr. Der im Vergleich zum JPY hohe USD (der JPY liegt zur Zeit auf dem niedrigsten Wert ggü. dem USD seit den 1990er Jahren) unterstützt den Export. Die Inflation in Japan wird mit 2,8%, die Kerninflation mit 3,2% auf Vormonatsniveau erwartet.
Europa
Die ZEW Konjunkturumfragen für Deutschland bzw. die EU zeigen eine vorsichtige Bewegung nach oben. Generell orten die Ökonomen des ZEW steigende Kaufkraft in einem sinkenden Zinsumfeld und damit eine nachhaltige Unterstützung der Kaufkraft. Die auch in der Euro-Zone stabile Inflation (Kernrate 2,9%) bekräftigt den Plan der EZB, im Juni den ersten Zinsschritt zu setzen.
USA
Der US-Konsum wächst weiter (+0,3% ggü. Vormonat). Eine Zusammenfassung der US-Wirtschaftslage wird im Beige Book-Report der Fed veröffentlicht. Die US-Wirtschaftslage wird derzeit positiv bewertet (bullishes Signal), wenngleich genau das die Fed zu einer anhaltend restriktiven Zinspolitik zwingt. Saisonal bedingt steigen die Hausverkäufe in den USA, bleiben zinsbedingt jedoch weiterhin auf sehr niedrigem Niveau.
Fazit
Das IWF-Treffen fasst die globale Entwicklung zusammen und erlaubt einen breiten Überblick über die Wirtschaftsentwicklung im Allgemeinen. Auch die Auswirkungen diverser geopolitischer Risiken werden beleuchtet werden. Nach der Korrektur in der vergangenen Woche könnte es zu Nachkäufen kommen. Die weitere Stärkung des USD setzt sich fort.
Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.
Autor: Alexander Putz
Quellen: Bloomberg Datastream; ifo
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