Gewählt

Durch das Volk für das Volk.

Macrons Boss-Move ist nach hinten losgegangen. Nach dem zweiten Wahldurchgang steht fest: Der RN ist nun die stärkste Macht im Parlament, das Links-Bündnis die brüchige zweite und die präsidiale Mitte ist weit abgeschlagen. Macron hat Fakten geschaffen und kann / muss Reformen durchziehen, die er in dieser Form alleine im Parlament niemals durchbekommen hätte. Denn die beiden stärkeren Fraktionen haben, wie auch er, die Präsidentschaftswahl 2027 im Auge und wollen punkten. Und Macron? Der will lenken.

Auch UK hat gewählt (wie erwartet hat Labour einen Erdrutschsieg errungen). Nun steht der neue Premier Keir Starmer vor der Herausforderung, eine stotternde Wirtschaft und ein abgehobenes Establishment auf Kurs zu bringen. Wie gut es ihm gelingen wird, bleibt abzuwarten. 412 Sitze sind jedenfalls eine komfortable Mehrheit (Conservatives = Tories 121 Sitze, Liberal Democrats 71).

Weit überraschender, wenngleich weit weniger wirksam, war das Wahlergebnis im Iran (es gewann der gemäßigte, dennoch systemtreue Kandidat Massud Peseschkian). Denn die eigentliche Macht liegt beim Religionsführer Chamenei, seinem Wächterrat und den Revolutionsgarden. Eine Änderung im Iran sollte daher nicht erwartet werden.

In den USA wurde (noch) nicht gewählt, aber der oberste Gerichtshof hat US-Präsidenten Immunität zugesprochen und sie damit – zumindest für Taten während ihrer Amtszeit – über jegliches Gesetz gestellt. Ein wegweisender Spruch, der wohl auch auf die kommende US-Wahl wirken wird. „Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient“, sagte einst Joseph Marie de Maistre (1753-1821). Eine harte Aussage. Und eine zeitlos zutreffende.

Konjunkturuhr für Deutschland
Kaufkraft Entwicklung

Das war die vergangene Woche

Asien

Japans TanKan Messungen legten weiter kräftig zu: Der Herstellungsindex für große Unternehmen stieg auf 13,0 Zähler, der Großindustrie CAPEX gesamt von 4,0% auf 11,1% ggü. Vorjahr und die „Große Produktionsprognose“ stieg von 10,0 auf 14,0 Zähler. Unterstützt werde die Wirtschaft durch den überaus billigen Yen, der allerdings auch die Importe verteuere, so BoJ-Chef Ueda. Chinas Caixin PMI für Produktion lag mit 51,8 Zählern knapp über Vormonatsniveau, im Dienstleistungssektor kühlte die Stimmung von 54,0 auf 51,2 Zähler etwas ab.

Europa

Der HVPI für Deutschland sank auf 2,2%. Angesichts der Wirtschaftsdaten wenig verwunderlich: Die Werksaufträge fielen um 1,6% ggü. Vormonat bzw. um 8,6% ggü. Vorjahr, die Industrieproduktion um 2,5% ggü. Vormonat bzw. 6,7% ggü. Vorjahr. EU-weit stiegen die Einzelhandelsumsätze jedoch leicht um 0,1% ggü. Vormonat. Die Kerninflation in der Euro-Zone blieb mit 2,9% auf Vormonatsniveau. Positiv war dennoch die Stimmung der Einkaufsmanager – sowohl in Deutschland (50,4 Zähler) als auch EU-weit (50,9).

USA

Der ISM Beschäftigungsindex sank von 51,1 auf 49,3 Zähler und damit unter die neutralen 50. Auch die weiteren ISM Indizes, wie zum Beispiel der Beschäftigungsindex (nun 46,1 im nicht produzierenden Gewerbe) und der Index für Auftragseingänge im nicht verarbeitenden Gewerbe (sank von 54,1 auf 47,3 Zähler), zeigten einen deutlichen Rückgang der Dynamik der US-Wirtschaft. Ersichtlich auch in der Arbeitslosenquote, die auf 4,1% stieg.

Was die neue Woche bringt

Die Fed wartet auf klarere Indizien für weniger Wirtschaftsdynamik und damit eine Reduktion des Inflationsdrucks. Die US-Inflationsdaten sind in der kommenden Woche daher die Schlüsselkennzahlen. Die Berichtssaison startet: Die Halbjahresberichte (und damit der Ausblick der Unternehmen auf den weiteren Jahresverlauf) sorgen für zusätzliche Bewegung.

Asien

Japans Durchschnittseinkommen liegt auch im Juni 2,1% über Vorjahr, die Leistungsbilanz in Yen steigt um knapp 20% auf 2.450 Mrd. JPY. Chinas VPI liegt bei 0,4% ggü. Vorjahr (keine Preisänderung ggü. Vormonat), der Erzeugerpreisindex bleibt mit -0,8% ggü. Vorjahr unter den Erwartungen. Die Handelsbilanz wird am 13.7. veröffentlicht.

Europa

Die Handelsbilanz Deutschlands liegt wohl etwas unter jener des Vormonats, die Einzelhandelsumsätze wohl auch. Das BIP in GB steigt um 0,2% ggü. Vormonat, die Industrieproduktion weist ein ähnliches Wachstum (+0,3%) auf. Die Berichtssaison beginnt erst – ebenso die Spekulation, ob die EZB am 18.7. die Zinsen erneut senkt.

USA

Der Fed Beige Book-Report berichtet über die aktuelle US-Wirtschaftslage. Die Inflationsdaten (Kerninflation wird bei konstant 3,4% erwartet, die Gesamtinflation sinkt von 3,3% auf 3,1%) und die fünfjährige Inflationserwartung (zuletzt 3,0%) sind daher die Schlüsselkennzahlen für die weitere Zinspolitik der Fed. Diese wünscht sich noch eindeutigere Signale, um ihren Zinszyklus zu beginnen. Das Verbrauchervertrauen liegt mit 68,5 Zählern knapp über dem Vormonatsniveau. Die Berichtssaison startet – wichtig sind die Financials (u.a. Citigroup, JP Morgan, BlackRock, Wells Fargo und NY Mellon).

Fazit

Die Märkte bereiten sich auf die Berichtssaison vor. Beige Book und US-Inflationsdaten lassen die Hoffnung auf den baldigen Beginn des US-Zinszyklus wachsen. Impulse aus der Politik sind nicht zu erwarten. Überraschungen ebenso wenig.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Quellen: ifo; IWF

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