Market Views, 31 Mar 2023
A nude dude named David.
David im Adamskostüm ist jungen Menschen nicht zumutbar. Wie prüde und wie wenig bibelfest die Eltern der konservativ christlichen Schule in Florida sind, beweist das Absetzen der dortigen Kunstlehrerin und Schulleiterin. Was hierzulande für verwundertes Kopfschütteln und witzige Memes sorgt, gibt uns allerdings auch einen Vorgeschmack auf 2024: Diese Eltern dürfen alle wählen! Und der Gouverneur von Florida, Ron de Santis, ist Donald Trumps derzeit größter Herausforderer …
Auch wenn erst am 5. November 2024 gewählt werden wird, so hat der Vorwahlkampf, bei dem die Spitzenkandidaten ermittelt werden, schon längst begonnen. Gerade in einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen und Risiken sollte diesem Ereignis und dem Weg dorthin besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dem amerikanischen Wirtschaftssystem als alleinig selig machendem, stellt China nun sein eigenes entgegen. Und das hat Konsequenzen für die Wirtschaftspolitik. Der Vorteil ist, dass ein Glaubenswettstreit dieser Art zunächst ein Wettstreit der Wirtschaftssysteme ist – wovon die Börsen wohl profitieren werden.
Rascher (und positiv) konnte nun endlich eine ganz andere amerikanische Glaubensfrage geklärt werden: Man glaubt nun wieder ans eigene Finanzsystem und die Bankenstabilität. Die (unter der Trump-Administration zurückgenommene) Verschärfungen der Bankenregulierung, vor allem jene zur Kreditvergabe und -gestion, werden von Biden und Powell nun gefordert und werden wohl auch kommen. Man schafft Fakten und hat aus 2008 also doch gelernt. Oder, wie ein berühmter Österreicher schon empfohlen hat: „Lernen Sie Geschichte!“
Asien
Erwartungsgemäß haben sich die asiatischen Börsen vornehmlich reaktiv auf die US-Stimmung hinsichtlich des US-Finanzsektors gezeigt. Japan konnte mit überraschend guten Daten (Steigerung der Industrieproduktion und der Einzelhandelsumsätze) am Freitag überzeugen. Auch Chinas Wirtschaft wuchs im März so stark wie in den ersten beiden Monaten – der Weg zu 5,5% BIP-Wachstum ist eingeschlagen.
Europa
Vor allem die am Montag veröffentlichten deutschen Konjunkturerwartungen ebneten den Weg zur DAX-Erholung. Schlusspush für die gute Stimmung, die an den europäischen Börsen die ganze Woche überwogen hat, war am Freitag die Inflation in der Eurozone: Sie ist unter 7% gesunken. Für einen leichten Dämpfer sorgte der Konsum, der im März mit -1,3% überraschend eingebrochen ist (erwartet wurde ein Plus von +0,5%). Die BIP-Entwicklung in UK (erste Hochrechnung für Q1.2023) ist geringfügig besser als erwartet (+0,1% statt den erwarteten 0,0%). Die leicht von 5,6% auf nun 5,7% gestiegene Kerninflation in der Euro-Zone sorgt für leisen Frust.
USA
In den USA zeigt sich der Inflationsdruck auf das BIP stabil. Generell überzeugen die US-Daten in der aktuellen Woche. Positiv sind das weiterhin solide Verbrauchervertrauen und die erneut leicht gesunkene 5-jährige Inflationserwartung (dieses Meinungsbild zeigt sich auch in der weiterhin stark inversen Zinskurve).
Was die neue Woche bringt
Nach einer angenehmen Handelswoche mit vielen positiven Überraschungen erwarten uns in der Karwoche data as usual. Positive Signale aus China, neutrale aus den USA und Europa und gemischte Gefühle bei den Daten aus Japan lassen auf eine eher entspannte Karwoche hoffen.
Der japanische Tankan Herstellungsindex (gibt die Wirtschaftsbedingungen wieder) und der chinesische Caixin Einkaufsmanagerindex bleiben weiterhin im Plus. Die Marktteilnehmer gehen in China von einer weiteren Erholung der Realwirtschaft aus. Generell ist aber eine deutliche Abkühlung der Auftragslage für die japanische Großindustrie sichtbar, was für Nervosität bei positiver Grundstimmung an den asiatischen Börsen sorgen wird.
Der Produktionssektor in Deutschland bleibt stabil bei 44,4 (Neutralwert = 50). Auch die leicht gesunkene (aber immer noch solide positive) Handelsbilanz könnte Befürchtungen wecken und kurzzeitig für Volatilität sorgen. Der EU-Einkaufsmanagerindex hingegen bleibt mit 54,1 stabil positiv. Ab Donnerstag ist Europa ohne weitere nennenswerte Impulse.
Der am Montag veröffentlichte Auftragsindex (sinkt voraussichtlich von 47,0 auf 44,6 ab bei einem Neutral = 50) wäre ein negatives Signal, dem ein stabiler Beschäftigungsindex auf neutralem Niveau ausgleichend gegenübersteht. Auch die Arbeitsmarktdaten im restlichen Verlauf der Woche zeigen Stabilität und werden die Sorge hinsichtlich einer US-Rezession weiter senken.
Die kommende Woche liefert vor allem erste Hochrechnungen zum abgelaufenen 1. Quartal. Für eine präzisere Prognose der renommierten Prognosequellen für den weiteren ist es in der Karwoche jedoch noch zu früh, sodass der Markt vor allem das Stimmungsbild der Anleger abbilden wird. Und für die wirkt die Erholung des Finanzsektors weiter nach.
Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin erschienen.
Autor: Alexander Putz
Quelle: finanzen.net; statista.de
Aus gegebenem Anlass außerdem zur Nachlese: Wikipedia
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