Back on track

Das Konjunkturbild festigt sich.

Die Angst, dass sich die Konjunkturuhr zurückdreht und doch noch eine Rezession droht, ist wieder in den Hintergrund gerückt. Die Märkte haben die Gesamtlage einmal mehr neu bewertet und sind zum Schluss gekommen: Alles wieder auf Schiene. Gleichzeitig bleibt das bittere Gefühl der letzten Wochen. Denn die Medien, die die Horror-„Crash“-Nachricht breit gebracht haben, haben die Erholung bzw. die „Doch kein Grund zur Panik“-Meldung nie berichtet. Und damit das Angstgefühl nicht aufgelöst.

Beim diesjährigen Jackson Hole Economic Symposium, bei dem über 150 Notenbanker, Volkswirte und Experten zusammentreffen, wird über die Effektivität der bisherigen Geldpolitik diskutiert. Es wird dort wieder einmal deutlich werden, dass der Konjunkturverlauf einer Volkswirtschaft keine Einbahnstraße ist. Es ist ein laufendes Hin und Her, das letztlich die grobe Richtung ergibt. Sowohl national als auch global. Und mit dem Grad der Dichte, mit dem nationale Volkswirtschaften miteinander vernetzt sind, steigt auch die konjunkturelle Abhängigkeit voneinander.

Die relative Schwäche einer Währung des Exportmarkts wird dadurch ebenso relevant wie die Konsumfreude im Importmarkt. Und diese Konsumfreude hängt wiederum von Teuerung (VPI), Stimmung (Verbrauchervertrauen) und Absatzattraktivität (PMI) ab, um nur einige wenige Faktoren zu nennen. Die Realität ist komplex. Und genau in dieser Komplexität der Faktoren und des Zusammenspiels der Volkswirtschaften liegt ein wesentlicher Grund von Angst: Der Angst, diese Komplexität nicht zu erfassen und zu durchschauen.

Aktuell lässt es sich leicht zusammenfassen: Die Wirtschaft ist back on track.

Verbrauchervertrauen in der EU
Konjunkturuhr für die EU

Das war die vergangene Woche

Asien

Asien folgte dem Erholungskurs der US-Börsen. Japan übertraf mit dem Anstieg seines annualisierten BIPs auf 3,1% die Erwartungen deutlich. Allerdings stieg damit auch der Inflationsdruck (BIP Deflator) auf 3,0%. In China freut man sich über 2,7% höhere Einzelhandelsumsätze ggü. Vorjahr. Die von 5,3% auf 5,1% zurückgegangene Industrieproduktion entspannte den Markt ebenfalls.

Europa

Das BIP in GB lag auf Vormonatsniveau und die Arbeitslosigkeit stieg von 4,4% auf 4,7%, was die Gefahr einer milden Rezession auf der Insel erhöht. Dem entgegen standen gestiegener Konsum (+0,5% ggü. Vormonat) und ein vergleichsweise stabiler VPI von 2,2%. Das hohe Budgetdefizit und die aktuelle Staatsverschuldung von 104,3% erlauben nur wenig wirtschaftspolitischen Manövrierraum für die neu gewählte Regierung unter Keir Starmer. Kontinental ernüchterten die ZEW Konjunkturumfragen in Deutschland und der EU: Die positive Grundstimmung blieb. Die DAX-Unternehmen zeigten Stärke.

USA

Die Inflation sank erwartungsgemäß auf 29%, die Kerninflation auf 3,2%. Auch die Arbeitslosenrate blieb mit 4,3% stabil. Der Konsum stieg (+0,4% ggü. Vormonat) deutlich. Dies dürfte jedoch saisonal bedingt sein, denn die bereinigte Statistik wies mit +0,3% ggü. Vorjahr einen deutlichen Rückgang des Konsumtempos auf. Fed-Mitglied Goolsbee machte deutlich, dass die Fed das Tempo der steigenden Arbeitslosenrate beobachte und bei ihrer nächsten Zinsentscheidung berücksichtigen werde.

Was die neue Woche bringt

Nach der Erholungsbewegung der letzten Woche stehen die Notenbanken wieder im Fokus der Märkte. Diese positionieren sich vorsichtig in Erwartung eines langsamen Konjunkturaufschwungs. Daten dazu liefern die Volkswirte der Notenbanken, die PMI-Daten unterstützen diese Sicht.

Asien

Die PBoC wird voraussichtlich ihren Leitzins mit 3,35% unverändert belassen. Japans Handelsbilanz zeigt eine deutliche Zunahme der Exporte (11,4% ggü. Vorjahr) ebenso wie Importe (14,9% ggü. Vorjahr). Dies ist der expansiven, die Exportwirtschaft unterstützenden Notenbankpolitik der letzten Quartale zu verdanken. Bedenklich könnte die leichte Zunahme der Kerninflation von 2,6% auf 2,7% gesehen werden. Dies könnte der BoJ einen Grund für weitere Maßnahmen liefern.

Europa

Der Monatsbericht der Deutschen Bundesbank zeichnet zusammen mit dem PMI ein deutliches Bild der nur langsamen strukturellen Erholung der europäischen Wirtschaft bzw. der Festigung eines konjunkturellen Aufschwungs. Ein Blick auf das Eurostat Dashboard bzw. die Konjunkturuhr des Eurostat zeigt, dass sich die Wirtschaft strukturell back on track befindet. In GB steigt das Verbrauchervertrauen von -13,0 auf -11,0 Zähler. Die Rede von BoE Gouverneur Bailey wird einen Einblick in die Notenbankpolitik geben.

USA

Die Zinsstrukturkurve der USA nimmt die für September erwartete Leitzinssenkung durch die Fed vorweg, wenn auch zögerlich. Dies entspannt die Märkte weiter, zumal die PMI-Daten von S&P global nur knapp unter Vormonatsniveau liegen, was als Anpassung auf den verlangsamten Konsum gewertet werden kann. Großes Augenmerk wird auf Powells Rede am Freitag beim Jackson Hole Economic Forum gelegt werden.

Fazit

Die Erholung der Märkte stabilisiert das Zukunftsvertrauen der Verbraucher weltweit. Und jenes der Investoren. Doch wie sehen die Notenbanker die nächsten 12 Monate und wie bewerten sie die Effektivität und Transmission ihrer bisherigen Geldpolitik? Dies wird beim heurigen Jackson Hole Economic Symposium vom 22. bis 24.8. diskutiert. Entschieden wird in Jackson Hole nichts – es ist nur ein Austausch. Und doch werden die Märkte sensibel darauf reagieren.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Quellen: Eurostat Verbrauchervertrauen; EU Konjunkturuhr; weiterführende Informationen zum Jackson Hole Economic Symposium 2024

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