Rough Love

Zoll um Zoll.

Zölle sind schädlich für das Binnenwachstum und fördern gleichzeitig die Inflation (weil der Einkauf künstlich verteuert wird). Eine Abkühlung der US-Wirtschaft, zumindest aber des US-Konsums, wäre die unmittelbare Folge. Bleibt die Frage nach dem „Warum also?“ Der reduzierte US-Import ist für Trump den betroffenen Volkswirtschaften gegenüber ein politisches Druckmittel für das Durchsetzen der US-Interessen.

Die Folge nach einem kurzen Dipp – so die Hoffnung der Trump-Administration – ist eine Wirtschaftserholung in den USA durch die Ansiedelung von bislang ausländischen Produktionsbetrieben. Das würde die Arbeitslosigkeit wieder reduzieren und dann (aber eben erst dann) wäre ein billiger USD perfekt, um eine US-basierte Exportrate zu heben und so langfristig das Handelsdefizit zu drehen.

Der Teufel steckt wie immer im Detail: Es gibt Gegenwind und Ausweichbewegungen. Haben Trumps Zölle 2018 die Weltwirtschaft noch kräftig bewegt und bisherige Partner zähneknirschend schlucken lassen, so hat sich nun China als Alternative zu den USA bei vielen Staaten positioniert. Chinas Außenminister Wang reichte den Europäern mit seiner Rede vor dem jährlichen Parteitag in Peking die Hand zu einem Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen. Das könnte gleichzeitig eine Lösung für Chinas erneut deflationäre Wirtschaft sein.

Ein wichtiger Aspekt, das US-Handelsdefizit mit Europa auszugleichen, könnte die Rüstungssparte sein. Dank der Friedensdividende, die Europas Staaten in den letzten Jahrzehnten zu nutzen wussten, und der neuen alten Bedrohungslage, ist der Bedarf an modernen Waffensystemen jeglicher Art gestiegen – wie auch die Bereitschaft, dafür richtig Geld auszugeben. Die Stimmen mehren sich jedoch, die Sicherheit Europas wieder selbst zu verantworten. Daher auch in Europa für Europa zu produzieren.

Die US-Maßnahmen sind in vielen Aspekten in der Sache korrekt. Und die Europäer zu bequem bzw. zu uneins. Trump schafft Fakten (wenn auch nicht immer korrekte), geopolitische Machtpotenziale und wirtschaftliche Unsicherheit. Wirkt all das auch auf die USA? Natürlich. Aber die Wirkung bei den betroffenen Nationen ist weit stärker – und das ist die Ausgangsbasis für Trumps Verhandlungsteams.

Was die neue Woche bringt

Nach einer turbulenten Woche und einem letztlich versöhnlichen Wochenausklang bieten die US-Inflationsdaten Positivpotenzial. Auch ein sich stabilisierendes Verbrauchervertrauen unterstützt. Chinas VPI im deflationären Bereich dämpft hingegen Asiens Wochenstart. In Europa denkt die EZB möglicherweise laut über eine Zinsschrittpause ein.

Asien

Der VPI in China fällt auf -0,2% MoM bzw. -0,7% YoY. Die Konsumflaute hält also an, was wohl einen Dämpfer zum Wochenauftakt bedeuten wird. Die Makrodaten aus Japan bringen keine Bewegung in die Märkte: Leistungsbilanz bei erwarteten -230 MrdJPY, Lohnsteigerung +3,2% YoY, das BIP-Wachstum im Q4.2024 wird bei 0,7% bestätigt, der Deflator (Inflationsdruck) bleibt unverändert bei 2,8%. Der chinesische Außenminister wirbt in seiner Rede beim Parteitag in Peking um bessere Handelsbeziehungen zu Europa.

Europa

Deutschlands Industrieproduktion steigt um +1,5% MoM. Das zeigt sich auch in der starken Handelsbilanz (+21,0 MrdEUR). Angesichts der beschlossenen Rüstungspakete der europäischen Staaten wird an den Börsen mittelfristig mit einer Zunahme der Industrieproduktion gerechnet – getrieben von Rüstungsaufträgen und Deutschlands geplantem Infrastrukturpaket. Hinsichtlich der EZB-Pläne für weitere Zinssenkungen sind die Reden von Lagarde und dem deutschen Bundesbank-Präsidenten Nagel am Mittwoch relevant. Die EU-Industrieproduktion steigt um +0,8% MoM.

USA

Der US-Arbeitsmarkt bleibt eng, wenngleich die bei JOLTS ausgewiesenen offenen Stellen auf 7,71 Mio. steigen. Positiv wird wohl der von 3,0% auf 2,9% sinkende VPI (Kerninflation sinkt von 3,3% auf 3,2%) gewertet. Zusammen mit einer Lockerung des Arbeitsmarkts helfen diese Daten der Fed bei der Argumentation, die Leitzinsen zu senken (gemäß Powells Aussage vom 7.3.). Die stabilen Kern-Erzeugerpreise (+0,3% MoM analog zum Vormonatswert) wirken ebenfalls unterstützend, da sie auf stabile Absatz- bzw. Produktionszahlen schließen lassen. Auch das Verbrauchervertrauen stabilisiert sich bei 64,0 Zählern (zuvor 64,7). Wichtig wird die fünfjährige Inflationserwartung als Indikator: Sie lag zuletzt bei 3,5%.

Fazit

Die Börsen sind angesichts der teils massiven Kurswechsel von Trump II angespannt – die politische Unsicherheit ist auf neuem Rekordhoch. Die Makrodaten beruhigen etwas und ermöglichen Stabilisierung.

Abkürzungen im Text in alphabetischer Reihenfolge:
– BIP … Bruttoinlandsprodukt
– bps … Basispunkte (100 Basispunkte = 1 Prozentpunkt; eine Notenbank senkt um 25 bps = von 2,75% auf 2,50%)
– CEO … Vorstandsvorsitzender (Chief Executive Officer)
– DAX … Deutscher Leitindex (Total Return)
– EU … Europäische Union
– EuroZone … Staaten der EU, die den EUR eingeführt haben
– EUR … Euro
– EZB … Europäische Zentralbank (Notenbank)
– Fed … US-Notenbank
– HVPI … Harmonisierter Verbraucherpreisindex (statistische Angleichung der nationalen VPI-Auswertungen in der EU)
– ifo … ifo Institut (Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.)
– JOLTS … Job Openings and Labour Turnover Survey (US-Arbeitsmarktstatistik)
– JPY … Japanischer Yen
– M bzw. Y … Monat (month) & Jahr (year)
– Mrd … Milliarde(n)
– MoM … month over month (Veränderung gegenüber Vormonatswert)
– PPI … Produzentenpreisindex (auch Erzeugerpreisindex)
– Q1-4 … Quartal 1 bis 4
– QoQ … quarter over quarter (Veränderung gegenüber Vorquartal)
– US(A) … United States (of America)
– USD … US-Dollar
– VPI … Verbraucherpreisindex
– YoY … year over year (gegenüber Vorjahreswert)
– z.B. … zum Beispiel

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Quellen: Census.gov; aufbereitet und übersetzt von Allianz Global Investors Global Economics & Strategy

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