Trumps Zollpolitik und ihre Wirkung.
Zölle sind für Trump II nach dessen Aussage eine wundervolle Sache. I LOVE THEM! Doch in ihrer Wirkung sind sie eher etwas, das nach hinten losgeht und die Preise für die US-Konsumenten erheblich verteuert: THEY’LL HATE THEM! Im Streit mit Kolumbien hat sich die Androhung von Zöllen als Waffe bewährt. Ob das mit deutlich stärkeren Gegnern auch so friktionsfrei klappt, ist mehr als unwahrscheinlich. Die wären: Mexiko und Kanada (sollen je 25% auf alle Exporte zahlen, weil sie erlauben, dass Drogen in die USA eingeschleust werden), China (+10% auf alle Waren) oder die EU (die unfair ist und gemeinerweise keine US-Autos mit veralteter Technologie oder US-Agrarmittel von niedriger Qualität kaufen will – hier steht die Höhe der Zölle noch aus).
Die US-Börsen haben am 31.1. jedenfalls mit kräftigen Abschlägen proaktiv reagiert. Damit wurde die gestiegene Inflationserwartung eingepreist. Viele Güter, die nunmehr pauschal verteuert in die USA exportiert werden, werden dort überhaupt nicht hergestellt. Es gibt somit keine Alternative, sodass die teureren Einkaufspreise weitgehend von den US-Konsumenten bzw. den US-Importeuren getragen werden müssen. Nur in den seltensten Fällen wird der Zollaufschlag zu einer Vergünstigung des Nettopreises führen. Fazit: Die Strafzölle zahlt der US-Konsument und nicht jenes Land, das exportiert. Das wiederum hebt die heimischen Preise in den USA an – und damit die US-Inflation. Und zwar die Kerninflation (Inflation exklusive Energie und Nahrung).
Damit stellt Trumps Zollpolitik die Zeichen für die Zusammenarbeit mit der Fed auf Sturm. Denn die Fed hat zwei Ziele, die sie mit der Notenbankpolitik verfolgen muss: Vollbeschäftigung (ist mit einer Arbeitslosenquote von 4,1% bereits gegeben – eine weitere Reduktion sorgt für Lohn- und damit für Inflationsdruck) und Preisstabilität bei 2% (derzeit liegt der neutrale Zinssatz eher knapp über 4%, was eine Verlängerung der restriktiven Zinspolitik zur Folge hat).
Trump II steht sich mit seiner Zollpolitik weitgehend selbst im Weg – denn neben einer inflationstreibenden Wirkung stärkt das dadurch anhaltend hohe Leitzinsniveau den USD. Da die meisten Kontrakte mit den USA in USD abgeschlossen werden, steigen so sogar die Einnahmen für die Exporteure aus Sicht ihrer jeweiligen nationalen Währung – die Zölle werden damit auch zum Teil durch den starken USD kompensiert.
Die Anleger agieren vorerst vorsichtig abwartend. Die US-Anleihen weiten ihre Spreads bereits aus, der Ölpreis stieg leicht an (hier wird aber das Ergebnis der OPEC+ Sitzung kommende Woche abgewartet) und auch Gold zeigt sich freundlich. Powell hingegen gibt sich gelassen – der Kampf mit Trump findet (vorläufig) hinter geschlossenen Türen statt.

Was die neue Woche bringt
Die Einführung von Zöllen gegenüber Mexiko (+25%), Kanada (+25%) und China (+10%) wird von den Märkten bewertet. Die Sentiment-Daten, die vom ISM veröffentlicht werden, sollten unterstützend wirken. Ihnen gegenüber stehen möglicherweise enttäuschende Q4-Ergebnisse. Asien bleibt neutral volatil (US-Zollpolitik, Inflationsdaten aus China). Das Makrodatenbild für Europa ist unverändert gegenüber dem Vormonat – erfreuen sollte am Freitag die deutsche Handelsbilanz.
Asien
Chinas PMI für den Produktionssektor bleibt mit 50,5 Zählern neutral positiv, ähnlich der PMI für den Dienstleistungssektor (52,2). Kritisch wird neben den neuen Zöllen (+10% für direkte Exporte in die USA bzw. +25% für indirekte Exporte über Mexiko) auch der erneut gesunkene VPI (nunmehr 0,0% MoM bzw. 0,1% YoY) aufgenommen werden. Die um -2,3% YoY gesunkenen Erzeugerpreise konnten demnach nicht in steigenden Binnenkonsum übersetzt werden, was weitere Maßnahmen der PBoC hinsichtlich des chinesischen Immobiliensektors wahrscheinlich macht. Der Lohnanstieg in Japan (+3,8% YoY) erhöht weiterhin den Lohn- und damit den Inflationsdruck (angesichts der Arbeitslosenquote von 2,4% war das zu erwarten).
Europa
Die Kerninflation in der EuroZone sinkt auf 2,6%, der HVPI steigt auf 2,5% bei um 0,2% MoM gestiegenem Konsum. Die Werksaufträge steigen (+2,5% MoM), nachdem sie im Vormonat jedoch um -5,4% eingebrochen waren – die Erholung setzt zwar ein, ist aber noch nicht abgeschlossen. Der PMI für Deutschland bleibt gesamt mit 50,1 Zählern neutral, jedoch mit starken Unterschieden zwischen Produktionssektor (mit 44,1 unverändert) und Dienstleistungssektor (ebenfalls unverändert bei 52,5). Erfreulich sollte die deutsche Handelsbilanz sein (zuletzt 19,7 MrdEUR): Der starke USD wirkt unterstützend und täuscht über die Probleme der deutschen Industrie auf Makroebene hinweg.
USA
Die Auswertungen des ISM zeigen eine leichte Verbesserung im Verarbeitenden Gewerbe (mit 49,5 knapp unter den neutralen 50 Zählern bei um -1,0% gesunkener Auftragslage) sowie für den Dienstleistungssektor (54,3). Auch der PMI liegt mit 52,4 im neutral grünen Bereich – und auf Vormonatsniveau. Die Lohnstückkosten steigen um 0,8% MoM, die Löhne um 0,3% bei unveränderter Arbeitslosenquote von 4,1%. Die Geschäftslage des Dienstleistungssektors (ISM Non-Manufactoring PMI) lässt mit 64,4 Zählern einen weiter steigenden USD erwarten.
Fazit
Die Einführung pauschaler US-Zölle wird hauptausschlaggebend für die Börsenaktivitäten der kommenden Woche sein. Was die Anleger davon halten, haben die Abschläge vom 31.1. bereits gezeigt – diese negative Erwartungshaltung wird sich in Form erhöhter Volatilität fortsetzen. Doch es gibt auch Erfreuliches: die deutsche Handelsbilanz, zum Beispiel. Die findet Trump II aber wohl weniger toll: NOT GOOD!
Abkürzungen im Text in alphabetischer Reihenfolge:
– BIP … Bruttoinlandsprodukt
– BoJ … Bank of Japan (japanische Notenbank)
– bps … basis points (100 Basispunkte = 1,0% nominelle Prozentsatzänderung)
– EU … Europäische Union
– EuroZone … Staaten der EU, die den EUR eingeführt haben
– EUR … Euro
– EZB … Europäische Zentralbank (Notenbank)
– Fed … US-Notenbank
– FRED … St. Louis Fed
– HVPI … Harmonisierter Verbraucherpreisindex (statistische Angleichung der nationalen VPI-Auswertungen in der EU)
– ISM … Institute for Supply Management (USA)
– ifo … (deutsches) Institut für Wirtschaftsforschung
– M bzw. Y … Monat (month) & Jahr (year)
– MoM … month on month (Veränderung gegenüber Vormonatswert)
– Mrd … Milliarden
– PBoC … People’s Bank of China (chinesische Notenbank)
– PMI … Purchasing Managers Index (Einkaufsmanagerindex)
– Q1-4 … Quartal 1 bis 4
– QoQ … quarter on quarter (Veränderung gegenüber Vorquartal)
– US(A) … United States (of America)
– USD … US-Dollar
– VPI … Verbraucherpreisindex
– YoY … year on year (gegenüber Vorjahreswert)
Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.
Quellen: St. Louis Fed; weiterführende Informationen: Institute for Supply Management – ISM Report On Business
Hinweis: Die vorliegende Marketingunterlage stellt keine Anlageberatung, Anlageanalyse oder Anlageempfehlung dar. Insbesondere ist sie kein Angebot, bzw. keine Aufforderung zum Stellen eines solchen, und keine Empfehlung/Aufforderung zum Kauf, Verkauf oder einer anderen Handlung (z.B. Halten) von Finanzprodukten. Die steuerliche Behandlung hängt von den persönlichen Verhältnissen des jeweiligen Kunden ab und kann künftigen Änderungen unterworfen sein.