Wealth of Nations

National Feiertag

Der Wohlstand der Nationen stand im Fokus von Adam Smiths wichtigem und immer noch aktuellem Werk. Es war federführend, entstand es doch als Kontrapunkt zum Merkantilismus, der damals das vorherrschende Wirtschaftssystem war: Möglichst viel exportieren, möglichst wenig importieren. Ein Wirtschaftssystem, das zu Innovationsarmut führt, zu volkswirtschaftlichem Stillstand. Je globaler die Wirtschaft, umso schneller der Stop. Auch aus diesem Grund ist das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl am 5.11.2024 relevant: Die größte Shopping-Nation der Welt steuert unter Trump auf dieses veraltete System zu.

Die Märkte haben sind vorbereitet und haben sich – dem Kopf-an-Kopf-Rennen geschuldet – neutral eingestellt: Die US-Aktienmärkte werden daher wohl wenig Reaktion zeigen. Am ehesten eine Aufwärtsbewegung, weil zum einen die innenpolitische Unsicherheit der Gewissheit weicht. Zum anderen, weil unabhängig vom Wahlergebnis ein fettes Konjunkturprogramm auf die US-Wirtschaft wartet. Wie dieses ohne weitere Schuldenausweitung refinanziert werden soll, bleibt Thema für Q1.2025.

Harris würde den globalen Aktienmärkten guttun: Die Außenpolitik der USA wäre weniger aggressiv, verbindlicher und – für Europa besonders wichtig – pro NATO. Trump hingegen haut deutlich mehr auf den Putz. Dadurch steigt der globale politische Unsicherheitsindex, ohne jedoch gleich in Kriegsszenarien auszuarten. Man darf gespannt sein. Letztlich wird es darum gehen, wer die Wähler und Wählerinnen besser mobilisiert. Wer es schafft, dass möglichst viele von einem Grundrecht Gebrauch machen: dem Recht zu wählen.

Erwartete Wirkung der jeweiligen Wahl: Harris ist derzeit in den Börsen überwiegend eingepreist. Legende: siehe unter „Quellen“

Das war die vergangene Woche

Asien

Die PBoC senkte die Leitzinsen überraschend stark von 3,35% auf 3,1%. Dennoch konnte damit das Vertrauen der Märkte in eine langfristige Unterstützung nicht gefestigt werden. Der in Russland stattgefundene BRICS-Gipfel blieb ohne konkrete Ergebnisse. Die japanischen Einkaufsmanager senkten ihre Erwartungen (PMI sank auf 49,3 Zähler im Dienstleistungs- und auf 49,0 im Herstellungssektor). Die Inflation im Großraum Tokio sank erwartungsgemäß auf 1,8%. Damit stieg letztlich der „führende Wirtschaftsindex“ (veröffentlicht vom Cabinet Office) als Konjunkturindikator geringfügig von 106,7 auf 106,9 Zähler (neutral = 100).

Europa

Die erneute Zinssenkung der EZB um 25 bps (0,25 Prozentpunkte) auf nunmehr 3,25% wurde am Montag von den EZB-Mitgliedern mit der fortgesetzt schwierigen Lage in Europa argumentiert. Vor allem Irland und Deutschland (und damit auch Österreich) sorgten konjunkturell für Flautegefühle. Die in Deutschland um -1,4% ggü. Vorjahr gesunkenen Erzeugerpreise und die sehr verhaltenen PMI-Daten (Herstellungssektor bei 42,6 im kontraktiven Bereich, Dienstleistungssektor mit 51,4 positiv neutral) zeigten keine rasche Wirtschaftswende. Knackpunkt blieben die Energiepreise. Dennoch: Sowohl die aktuelle Lage (ifo-Index nun 85,7 Zähler) als auch die Aussichten (87,3) stiegen leicht.

USA

Im Zuge des IWF-Treffens wurden die globalen volkswirtschaftlichen Prognosen aktualisiert (immer im April und im Oktober). Die bisherigen Annahmen wurden weitgehend bestätigt – für die USA leicht nach oben, für Europa leicht nach unten korrigiert. Die Wochen-Vola der US-Börsen nahm zu, als am Mittwoch die Arbeitsmarktdaten veröffentlicht wurden (Arbeitsmarkt wurde wieder enger) und S&P global die PMI-Ergebnisse veröffentlichte (alle Werte stiegen: PMI für den Dienstleistungssektor auf 55,3, für den Herstellungssektor auf 47,8 Zähler; neutral = 50). Auch die US-Verbraucher zeigten sich erneut zuversichtlich: Das Verbrauchervertrauen stieg auf nun 70,5 Zähler.

Was die neue Woche bringt

Die kommende Woche wird vom Endspurt des US-Präsidentschaftswahlkampfs geprägt. Die Makrodaten zeigen ein konjunkturell schwächelndes Europa und eine weiterhin solide US-Wirtschaft mit intaktem Konsum. Interessant wird, neben den Wahlbörsen, das EZB-Wirtschaftsbulletin.

Asien

Die Arbeitslosenrate in Japan bleibt mit 2,5% stabil, das Verbrauchervertrauen steigt auf 37,0 Zähler. Die Einzelhandelsumsätze liegen 2,3% über Vorjahr. Damit wird erwartet, dass die BoJ am Donnerstag die Leitzinsen unverändert bei 0,25% belässt, jedoch die Geldmenge weiter strafft.

Europa

Das Gfk-Verbrauchervertrauen in Deutschland steigt auf -20,5 Zähler und bleibt damit weiter pessimistisch. Damit nehmen das Vorsichtssparen zu und der private Konsum ab (-0,5% ggü. Vormonat). Die Arbeitslosenrate bleibt mit 6,1% in Deutschland (EU 6,4%) weitgehend stabil. Das annualisierte BIP für Deutschland wird 0,3% über Vorjahr erwartet. Bedingt durch veränderte Basiseffekte steigt der HVPI in Deutschland auf 2,0%, in der EU bleibt die Kerninflation unverändert bei 2,7%. Beachtenswert für Europa-Investoren wird das Wirtschaftsbulletin der EZB am Donnerstag.

USA

Die Woche vor der Wahl wird alle Daten in den Hintergrund drängen. Das annualisierte US-BIP bleibt bei 3,0%, der Arbeitsmarkt wird enger (die offenen Stellenangebote gem. JOLTS gehen von 8,04 Mio. auf 7,92 Mio. zurück), die Arbeitslosenrate bleibt jedoch bei 4,1%. Der private Konsum steigt um 0,4% ggü. Vormonat analog dem privaten Einkommen (ebenfalls 0,4% ggü. Vormonat). Ein starkes Signal liefert der Chicago Einkaufsmanagerindex (steigt von 46,6 auf 48,2 Zähler). Der ISM-Produzentenpreisindex bleibt mit 48,5 unter den neutralen 50. Damit deutet der Inflations-Vorlaufindikator auf weiterhin sinkenden Inflationsdruck hin.

Fazit

Die Stimmung an den Börsen kann man am besten als „lauernd“ beschreiben: Wenig Handel, denn man wartet ab, welches wirtschaftspolitische Regime ab 2025 ins Weiße Haus herrscht. Europa könnte mit dem Wirtschaftsbulletin leichten Aufwind bekommen – WENN Deutschlands Daten die eine oder andere positive Überraschung bringen. Weniger Trick als Treat also.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Quellen: AllianzGI Global Economics & Strategy. Allianz of America, Bloomberg, Washington Post; https://whitehouse.gov, Associated Press, Politico; Stand 07.2024 ; Bilder: https://pixabay.com/de; eigene Darstellung – schematisch zur Visualisierung.

Legende: Farben = Einfluss der jeweiligen Politik positiv (grün), neutral/unklar (weiß), negativ (rot).
Annahme: Der jeweilige Präsident hat keine Mehrheit im Kongress (devided presidency)

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