Fed macht Tempo

Die Märkte atmen auf.

Ein großer Schritt für die Fed, ein noch größerer für die Anleger. Die Fed setzte mit 50 bps ein klares Signal. Erwartet wird nun, dass die US-Notenbank die Leitzinsen rasch (bis Ende 2025) Richtung 3% senken werden. Das anhaltend stabile BIP-Wachstum der USA (3,0%) bestärkt die Erwartung, dass Powell ein seltenes Kunststück gelungen ist: Inflationsbremse ohne Rezession bei anhaltender Vollbeschäftigung. Ein Wunschdenken für andere Regionen, die mit ihren ganz eigenen Strukturproblemen zu kämpfen haben.

Die aktuelle, medial sehr präsente Standortdiskussion von Volkswagen zeigt, dass Europa neben mehr globaler Denke auch substanzielle Wirtschaftsimpulse setzen muss, um den anderen Volkswirtschaftsräumen gegenüber den Anschluss nicht zu verlieren. Die zunehmend protektionistische Politik hilft nicht gerade – ein dräuendes Trump II-Regime mit einer schärferen Zollpolitik auch gegenüber Europa macht die Lage auch nicht einfacher. Diesbezüglich klare Worte kommen von der EZB. Fiskalpolitische Konzepte fehlen bislang jedoch oder sind nicht weitreichend genug. So gesehen gut, dass VW das Bewusstsein um die Dringlichkeit dieses Themas schafft.

China kämpft mit dem Gegenteil: Die massive Überproduktion hat 2024 zu erheblichem internationalen Gegenwind und einer aggressiven Zollpolitik gegenüber dem Reich der Mitte geführt. Hinzu kommt, dass nach der lang angehaltenen restriktiven Covid-Politik der Abschottung der Binnenkonsum nur schleppend verläuft. Eine generelle Leitzinssenkung ist dennoch nicht auf der Agenda der PBoC. Um die Exportchancen nicht zusätzlich durch einen ggü. dem USD steigenden CNY zu belasten, veranlasste Peking seine Großbanken zum Kauf von USD (was diesen ggü. dem CNY stärkt).

Nach dem Start auch des US-Zinszyklus kommt nun zu den strukturell bedingten unterschiedlichen Tempi der großen Volkswirtschaftsräume auch der Zinsdifferenz-Effekt (Keynes) hinzu. Wer exportiert, versucht nun, seine Währung ggü. der Exportland-Währung zu senken oder zumindest auf stabilem Niveau zu halten. Ein Klassiker in dieser Phase der konjunkturellen Festigung.

Der globale PMI zeigt: Der Konjunkturzyklus hat begonnen
Leitzinsen per 20.9.2024

Das war die vergangene Woche

Asien

Japans Güter-Handelsbilanz zeigte ein geringeres Wachstum bei Export- (+5,6%) und Importvolumen (+2,3%) ggü. Vorjahr. Dennoch fiel sie dank des erstarkten JPY mit -695,3 Mrd.JPY erheblich besser aus als erwartet (-1.380 Mrd.JPY). Die Inflationsdaten (VPI bei 2,0%, Kerninflation bei 2,8%) zeigten eine leichte Erhöhung, jedoch im erwarteten Bereich. Positiv aufgenommen wurden die Zinsentscheidungen der BoJ (Leitzins blieb unverändert bei 0,15%, ein Zinsschritt im Dezember wird jedoch erwartet) und der PBoC (unverändert bei 3,35%).

Europa

Europas Börsen konnten nur am Donnerstag nach dem US-Zinsschritt jubeln – letztlich blieb es bei einem eintägigen Spike in einer in Summe neutral verlaufenen Handelswoche. Grund hierfür ist die zunehmend negative Stimmung in Deutschland (deutlich sichtbar an Volkswagen). Die Sentimentdaten bestätigen dies: ZEW Umfrage zur aktuellen Lage: von -77,3 auf -84,5. Auch die ZEW Konjunkturerwartungen kühlten in Deutschland von 19,2 auf 3,6 sehr stark, in der EU von 17,9 auf 9,3 merklich ab. Der PPI (Erzeugerpreisindex) blieb stabil mit -0,8% ggü. Vorjahr, nahm aber wenigstens ggü. Vormonat geringfügig zu (+0,2%). Die viel beachtete Rede von EZB Präsidentin Lagarde brachte keinen Marktimpuls: Man wolle sich langsam im Zinszyklus vorantasten.

USA

Die Fed hat die Leitzinsen um 50 bps gesenkt auf nun 5,0% und damit eine positive Überraschung ausgelöst (= Positivkorrektur an den Börsen). Die Zinsstrukturkurve passte sich umgehend an (Zinsprojektion für 1 Jahr = 3,4%, für 2 Jahre = 2,9%, für 3 Jahre unverändert bei 2,9%). Letztlich blieb damit die mittelfristige Zinsprojektion wenig verändert, was sich auch am USD zeigte, der mit 1,11 recht stabil ggü. dem EUR notierte. Dies zeigte auch die Erwartung, dass die Inflationsrate für längere Zeit bei 3,0% liegen könnte. Der NY Empire State Produktionsindex stieg von -4,7 Zählern unerwartet stark auf 11,5. Die Einzelhandelsdaten blieben nur geringfügig über Vormonatsniveau (+0,1%), die Industrieproduktion konnte jedoch um 0,8% gesteigert werden.

Was die neue Woche bringt

Die kommende Woche wird geprägt von den PMI Daten (Wochenauftakt) und den Reden der Notenbank-Präsidenten der USA, EU und Japan. Das stabile BIP-Wachstum der USA unterstützt die meisten Märkte. Die Standortdiskussion der Industrie in Deutschland belastet Europa.

Asien

Der Handel in Japan ist montags feiertagsbedingt ausgesetzt (Laub-Feiertag). Beachtenswert ist das Sitzungsprotokoll der BoJ am Donnerstag, da es einen deutlichen Blick auf die weitere Vorgehensweise der Notenbank (Zinsschritt im Dezember?) erlaubt. Die Inflationsdaten für den Großraum Tokio sind am Freitag marktrelevant. Erwartet werden sinkende Zahlen (VPI bei 2,2%, Kerninflation bei 1,4%). Die PMI-Daten werden auf Vormonatsniveau erwartet (Herstellungssektor 49,8 Zähler, Dienstleistungssektor bei 53,7).

Europa

Die PMI-Daten für Deutschland und die EuroZone zeigen ein stabileres Gesamtbild als das Stimmungsbild der ZEW Konjunkturerwartungen: Das verarbeitende Gewerbe bleibt mit 48,4 unter den neutralen 50 Zählern, der Dienstleistungssektor baut die bislang 52,9 Zähler geringfügig aus. Auch das ifo sieht in seinem Geschäftsklimaindex eine nur wenig veränderte Gesamtlage für Deutschland: 86,0 Zähler für die aktuelle Lage, 86,3 für die Zukunftsaussichten. Das Verbrauchervertrauen bleibt EU-weit mit -12,9 unverändert. Besonders marktrelevant ist daher das Wirtschaftsbulletin der EZB am Donnerstag.

USA

Die S&P global PMI Erwartungen werden tendenziell nur knapp über Vormonat erwartet: Herstellungssektor 57,9 Zähler, Dienstleistungen 55,7 und gesamt 54,6. Der weiter (um -0,2%) sinkende Immobilienpreisindex ist vor allem dem Büroimmobilienmarkt geschuldet (Homeoffice-Effekt) und wird sich in diesem Sektor gem. einer Analyse von Fitch auch 2025 fortsetzen, jedoch ohne echte Preisverwerfungen. Die Konsumausgaben liegen bei 2,5% ggü. vorangegangenem Quartal und damit in etwa auf dem Niveau des Deflators (Inflationsdruck bei 2,5%). Die wichtigste Kennzahl der Woche (am Donnerstag) ist das annualisierte US BIP-Wachstum, das unverändert mit +3,0% erwartet wird. Die Begleitrede von Powell hierzu ist marktrelevant.

Fazit

Die positive Stimmung nach dem Start des US-Zinszyklus und das bestätigte BIP-Wachstum der USA unterstützen die Börsen. Dies sollte zu einer weniger defensiven Positionierung vor den Q3-Daten führen. Wie das Q4 werden wird bzw. wie die Notenbanken aus Europa, Japan und den USA das sehen, wird überwiegend bestätigend wirken. Auch von den PMI-Daten sollte man nur wenig Impulswirkung erwarten.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Quellen: S&P global; finanzen.net; weiterführende Infos: Makrodaten-Dashboard für Europa

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