Sommergewitter

Viel erwartet, viel enttäuscht.

Die vergangenen Tage hatten es in sich: Trump-Attentat, Biden-Corona und Biden-Rückzug vom Wahlkampf, globaler IT-Blackout und eine saftige Korrektur der Tech-Werte. War’s das nun? Ein Blick auf die Kurslisten und den Nachrichten-Feed zeigt, dass es vor allem korrigierte Erwartungen sind, die nun wieder eingenordet wurden. Denn die Märkte, angeheizt durch Analysten-Prognosen, wollten mehr. Mehr Wachstum. Mehr Marge. Mehr – und das sofort. Nur von den Zinsen wollte man weniger. Doch die EZB und die Fed winkten ab. Später vielleicht.

Das Trump-Attentat ließ die Wettprognosen pro Trump II sprunghaft ansteigen. Das lässt potente Konjunkturprogramme (und Leitzinssenkungen) erwarten sowie ein deutlich raueres Klima gegenüber China, Europa und auch der NATO. Maßnahmen, die Trump gegen Ende seiner ersten Amtszeit bereits angekündigt hat (z.B. deutlich höhere Zölle auf Importe aus der EU, Erzwingen höherer Rüstungsausgaben der europäischen NATO-Staaten), werden damit wahrscheinlicher. Deutschland stünde dann wohl stärker im Fokus und unter Druck. Ein geeintes Europa und eine starke EU wären nun von Vorteil.

Für Überraschungen sorgten die Kurskorrekturen und Gewinnmitnahmen im Tech-Sektor am Mittwoch. Trotz höherer Halbjahresergebnisse als erwartet und positiven Ausblicks fiel der Sektor (allen voran die ganz Großen der Branche) um gut 8%. Die Bodenbildung erfolgte prompt – also eher Anpassung als Korrektur. Ärgerlich allemal, doch bei einem KGV oft größer als 100 sollte man sich nicht wundern … Der IT-Blackout am Freitag zeigte letztlich die Verletzlichkeit der globalen Vernetzung.

Es ist richtig viel passiert letzte Woche. Das hat eine durchaus wichtige Meldung in den Hintergrund gedrängt: Die Langzeit-Inflationserwartung der EZB rechnet mit einer EuroZone-Inflation von 2,4% im Dezember 24, von 2,0% 2025 und 1,9% 2026, bis 2029 dann recht stabil mit 2,0%. Die Ökonomen rechnen also mit einer Stabilisierung der Konjunktur und damit der entsprechenden Makrodaten. So wird ein langsames, aber stetes BIP-Wachstum von 0,7% (2024) bis 1,4% (2026) erwartet. Und das ist – allen Sommergewittern zum Trotz – eine gute Nachricht.

US PMI vs. US-Inflation
US Supply Chain vs. GEP US-Volatilitätsindex

Das war die vergangene Woche

Asien

Asien (bis auf Japan) reagierte negativ auf ein potenzielles Trump II-Szenario. Chinas BIP sank ggü. Vorjahr, stieg jedoch um 1,5% ggü. Vorquartal. Die Einzelhandelsumsätze lagen nur noch 2,0% über dem Vorjahr (im Vormonat noch 3,7%). Der Nikkei drehte erst in der zweiten Wochenhälfte auf rot. Die Güter-Handelsbilanz fiel zwar positiv aus, doch die Exporte lagen nur noch 5,4% über dem Vorjahreswert (einen Monat zuvor noch 13,5%). Die japanweite Kerninflation lag mit 2,6% über dem Vormonat. Japans und Koreas Börsen reagierten auf die Verluste der Wall Street.

Europa

Europa reagierte auf das Trump-Attentat und die damit gestiegene Wahrscheinlichkeit für Trump II mit Abschlägen. Die ZWE Konjunkturerwartung sank für die EU von 51,3 auf 43,7 Zähler (neutral = 50), für Deutschland von 47,5 auf 41,8 und damit deutlich stärker als erwartet. Die EZB blieb, wie bereits vorab kommuniziert, beim aktuellen Leitzins (4,25%).

USA

Nach dem Trump-Attentat stellten sich die Anleger umgehend auf Trump II ein. Auswirkungen auf die US-Börsen hatte das Ereignis kaum – die Unternehmensberichte waren wichtiger. Die zweite Wochenhälfte war von teils kräftigen Korrekturen, ausgehend vom Technologie-Sektor, geprägt. Die Gesamtwoche schloss dennoch im Plus. Powells Rede und der Beige Book Report ließen auf eine erste (und einzige?) Zinssenkung im September hoffen. Dem zuwider liefen die gestiegene Industrieproduktion (+0,6% ggü. Vormonat) und die Baugenehmigungen (1,446 Mio. ggü. 1,386 Mio. im Vormonat).

Was die neue Woche bringt

Im aktuellen Marktumfeld reagieren die Märkte primär auf die Ausblicke der Unternehmen im Zuge derer Quartalsberichte. Die Makrodatenlage weist wenig Änderungen und damit nur wenig Einflusspotenzial auf.

Asien

Die PBoC senkt die Leitzinsen überraschend auf 3,35%. Die chinesischen Börsen reagieren positiv auf diesen Schritt. Japans Kerninflation in der Metropolregion Tokio steigt von 2,1% auf 2,2%. Dieser Anstieg wird nach dem japanweiten Wert von vergangener Woche erwartet und sollte keine Marktüberraschung mehr darstellen.

Europa

Deutschlands Einzelhandelsumsätze liegen auf Vormonatsniveau. Das EU-Verbrauchervertrauen steigt langsam, ebenso der PMI für Deutschland (voraussichtlich 50,8 Zähler) und die EU (51,3 Zähler) sowie der ifo-Geschäftsklimaindex (auf 89,0 Zähler). Relevant werden die Quartalsberichte der DAX-Granden. Den Start mach SAP am Montag und legt damit wohl den Spin für die Woche fest.

USA

Die S&P global PMI-Daten liegen nur knapp unter Vormonatsniveau. Mit voraussichtlich 54.6 Zählern liegt der PMI zwar über den neutralen 50, aber noch nicht im expansiven Bereich. Gut für die Fed, aber auch gut für die US-Wirtschaft. Das zeigt sich auch am von 1,4% auf 2,0% gestiegenen annualisierten US-BIP. Die Auftragslage steigt um durchschnittlich 0,3% ggü. Vormonat, ebenso allerdings der PCE-Deflator (Inflationsdruck), der um 0,1% ggü. Vormonat steigt. Die 5-jährige Inflationserwartung bleibt stabil auf 2,9%. Medial dominant ist der Rückzug Bidens vom Wahlkampf und die Diskussion, ob Harris nun auch nominiert wird.

Fazit

Den zahlreichen Quartalsdaten und den Ausblicken der Unternehmen in der neuen Woche kommen mehr Bedeutung zu als sonst. Gerade gut gelaufene Werte könnten aufgrund von Gewinnmitnahmen unter Druck kommen und die Indizes nach unten ziehen. Die Makrodaten zeigen derzeit keine Notenbankübersteuerung, doch die Unsicherheiten bleiben.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Quellen: S&P global; S&P global; interessante weiterführende Informationen: Analyse zum PMI Japan

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