Wirtschaft will Party

Politik will nicht.

Die EM hat Europa fest im Griff. Doch die Partylaune bleibt vorerst aufs Feld beschränkt und springt nicht aufs Parkett über. Die Einkaufsmanager, der Konsum und die Lohnentwicklung zeigen zwar die zunehmende Dynamik der Wirtschaft. Was der Party aber entgegensteht, sind Politik und Powell.

Generell ist derzeit die Geopolitik die große Partybremse. Der jüngst geschlossene Beistandspakt Russlands mit Nordkorea führt zu einer weiteren Zunahme der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Auch Japan ist dadurch besorgter, denn das Land grenzt an Russland und hat an der Nordgrenze immer noch eine ungeklärte Grenzziehung.

Frankreich sorgt nach der Europa-Wahl für viel Bewegung. Im Vorfeld zum ersten Wahldurchgang stieg der Spread (Risikoaufschlag) für französische Staatsanleihen auf jenes Niveau, das wir zuletzt bei der Haushaltskrise 2010 gesehen haben. Irrational? Klar – aber auch Zeugnis der Nervosität der Märkte.

Die Stimmung der Einkaufsmanager ist in diesem politischen Umfeld abwartend, aber nicht defensiv. Doch die Unsicherheiten sind spürbar. Party wäre nett – ist aber noch nicht.

Eurozone: Entwicklung von VPI und PMI
USA: Entwicklung von VPI vs. PMI

Das war die vergangene Woche

Asien

Das Verteidigungsabkommen zwischen Nordkorea und Russland trübte das Stimmungsbild und verschärfte die geopolitische Lage in Südost-Asien. Chinas Wirtschaftsministerium warnte, dass die jüngsten EU-Restriktionen (25% Importzoll auf Elektroautos und weitere 30 Maßnahmen) einen Handelskrieg auslösen könnten. China strebe eine gemeinsame Lösung an, sehe aber vor allem Europas Protektionismus. Vorangegangen war eine monatelange Kritik an Chinas Strategie der Überproduktion. Die PBoC beließ erwartungsgemäß den Leitzins bei 3,45%. Enttäuschend fiel nicht nur die chinesische, sondern auch die japanische Handelsbilanz aus.

Europa

Die ZEW Umfrage zur Konjunkturerwartung notierte mit 51,3 Zählern erstmals seit Langem wieder über den neutralen 50. Doch die Werte der ZEW Umfrage zur aktuellen Lage (erwartet wurde eine Verbesserung auf -65,0 Zähler) sank mit -73,8 Zählern sogar noch ein wenig unter den Vormonatswert. Auch das Verbrauchervertrauen blieb mit -14,0 Zählern nahezu unverändert. Negativ wirkte der Rücksetzer beim PMI. Der Gesamtindex blieb mit 50,2 zwar noch minimal positiv, doch der PMI für das verarbeitende Gewerbe sank wieder auf 45,6 Zähler.

USA

Die zunehmende Dynamik der US-Wirtschaft und die dadurch weitere Verschleppung der Inflationsdegression dominierte das Geschehen am Parkett. Der Konsum wuchs mit 0,1% ggü. Vormonat geringer als erwartet. Doch der PMI (gesamt 54,6 Zähler) entwickelte sich weiter ins Plus, im Dienstleistungssektor mit nun 55,1 Zählern sogar in den expansiven Bereich. In diesem Datenumfeld spielte die Fed mit ihren FOMC-Reden hinsichtlich Zinssenkungen auf Zeit (erwarteter Leitzinssatz per Jahresende liegt nun bei 5,1%).

Was die neue Woche bringt

Die Stimmung der Einkaufsmanager wird weiter beobachtet. Die Wahl in Frankreich am kommenden Wochenende lässt in Europa defensive Positionierungen erwarten. Japans Datenlage unterstützt hingegen Uedas restriktivere Notenbanklinie.

Asien

Die Inflation im Großraum Tokyo steigt leicht an, der Konsum (ganz Japan) geht auf +2,0% ggü. Vorjahr zurück. Die Arbeitslosenquote ist mit 2,6% stabil. Eine weitere Straffung der japanischen Notenbankpolitik im Juli wird nunmehr allerorts erwartet – zuletzt hatte die BoJ überraschend die seit März laufenden Ankäufe von Staatsanleihen reduziert. Am Freitag wird der PMI aus China veröffentlicht – der Produktionssektor lag zuletzt bei 49,5 Zählern, der Dienstleistungssektor bei 51,1.

Europa

Die ifo-Umfragen geben die Stimmungslage in Deutschland wieder (die aktuelle Lage ist mit 88,4 recht nahe an der Zukunftserwartung mit 91,0 Zählern, der Geschäftsklimaindex liegt bei 89,7). Die Stimmung ist also auf Vormonatsniveau. Ebenso die Arbeitslosenquote (5,9%) und das Verbrauchervertrauen (-14,0). Die Frankreich-Wahl (erster Durchgang am 30.6., zweiter Durchgang am 7.7.) sorgt jedenfalls für Bewegung abseits des Datengeschehens. Die Beitrittsgespräche der EU mit der Ukraine und Moldawien beginnen.

USA

Die Fed veröffentlicht am Mittwoch die Ergebnisse ihres jüngsten Stresstests für US-Banken. Im derzeitigen Zins- und Konjunkturumfeld wird das Ergebnis besondere Beachtung finden. Das annualisierte BIP wird bei 1,3% bestätigt, die Auftragslage bei Unternehmen liegt wohl auf Vormonatsniveau. Besonders wichtig sind die Daten zum Inflationsdruck (Kerndeflator). Dieser könnte sich von 2,8% auf 2,9% erhöhen. Auslöser hierfür sind die um 0,4% ggü. Vormonat gestiegenen Löhne.

Fazit

Die US-Zinsen bleiben wohl noch deutlich länger oben: Die Fed spielt auf Zeit, mahnt zur Geduld. Damit steigt die Zunahme von Gewinnmitnahmen im Growth-Sektor, der die hohen Zinsen am stärksten spürt. Europa positioniert sich abwartend vor der Frankreichwahl.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Quellen: S&P global; weiterführende Infos: S&P

Hinweis: Die vorliegende Marketingunterlage stellt keine Anlageberatung, Anlageanalyse oder Anlageempfehlung dar. Insbesondere ist sie kein Angebot, bzw. keine Aufforderung zum Stellen eines solchen, und keine Empfehlung/Aufforderung zum Kauf, Verkauf oder einer anderen Handlung (z.B. Halten) von Finanzprodukten. Die steuerliche Behandlung hängt von den persönlichen Verhältnissen des jeweiligen Kunden ab und kann künftigen Änderungen unterworfen sein.

Nach oben scrollen