KI. Technologic.

News, 24 May 2024

Prompten ist das neue Word.

Ende 2023 hatte Nvidia ein KGV von 50,65. Heute liegt das KGV bei 86,14. Überkauft? Gute Frage. 4,13% Wertentwicklung am Freitag Vormittag beantworten diese Frage recht eindrucksvoll. Doch bei einem aktuellen Shiller-KGV von 27,00 und einer Shiller PE-Ratio von 34,47 stellt sich die Eingangsfrage erneut: Überkauft? Jein. Denn das Schlüsselwort ist „KI“. Und bei diesem Thema reden zwar unglaublich viele mit, aber nur ganz, ganz wenige Unternehmen haben Means und Mittel, das Thema zu treiben, zu entwickeln und als Player aktiv zu gestalten. Nvidia ist eines davon.

Das Problem beim Entwickeln von KI ist weniger die Datendichte, sondern vielmehr die Fähigkeit, diese Daten zu sinnvollen Informationen zu verbinden und daraus unternehmerischen Mehrwert zu generieren. Diese Datenaufbereitung kostet Geld – und genau hier ist der Einsatz von KI am effizientesten. Betrachtet man die Investitionen manch großer Unternehmen in die KI-Entwicklung (zur Erinnerung: „Open AI“ ist eine Entwicklungsabteilung von Microsoft), wird die Liste der künftig dominanten Unternehmen einstellig. Nvidia gehört mit seinen Chips dazu. Aber das big game ist die Software.

Passend zur Quartalsansage von Nvidia veröffentlichte McKinsey eine Arbeitsmarktstudie. Die Analysten sehen ein Potenzial von +3% in der Produktivität, aber auch 25% der aktuellen Jobs at risk. Wenig überraschend träfe es schlecht Ausgebildete stärker. Da wäre ich mir nicht so sicher: Wer in den 1980ern nicht von der Schreibmaschine weg wollte, musste jemandem weichen, der keine Berührungsängste gegenüber dem PC hatte. Und heute: Prompten ist das neue Word. Nicht die KI nimmt dir den Job weg, sondern jemand, der KI versteht. Für Unternehmen heißt das: Eine junge Arbeitskraft wird mehr zum Unternehmenswert beitragen und das zu einem niedrigeren Preis.

Wer heute in den IT-Sektor investiert, strebt kurzfristige Gewinne an und übersieht bei hohen KGVs die Gefahr von Gewinnmitnahmen. Wie so oft, liegt der Erfolg im langfristigen Investment. Das ist Technologic – Daft Punk hat’s gesagt.

Wirtschaftsaktivität in Ö, CH und USA
Konsumstruktur in Österreich

Das war die vergangene Woche

Asien

Die PBoC beließ den chinesischen Leitzins wenig überraschend bei 3,45%. Belastet wurde der Nikkei durch die eher enttäuschende Handelsbilanz Japans: Das Verhältnis des Werts der Exporte entsprach jenem der Importe mit jeweils +8,3% ggü. Vorjahreswert. Positiv war die Bestätigung der Inflationserwartung bei 2,2%. Doch die Makrodaten waren weniger relevant als die Antrittsrede des neuen Premiers in Taiwan und die erwartbar markigen Ansagen aus Peking diesbezüglich. Das chinesische Militärmanöver fiel entsprechend provokativ aus.

Europa

Gute Quartalszahlen, die Ankündigung der EZB, im Juni die Zinsen erstmalig zu senken (und damit einen von der Fed losgelösten Weg zu beschreiten) und die Bestätigung der zuletzt veröffentlichten Makrodaten ließen die europäischen Börsen recht bedacht durch die Woche gleiten. Überraschend war die erfreulich positive EU-Handelsbilanz (24,1 statt 19,9 Mrd. EUR im April). Die Einschätzung der Einkaufsmanager (PMI) war durchwegs leicht höher als erwartet und liegt nun gesamt bei 53,3 Zählern (neutral = 50).

USA

Das FOMC-Protokoll sollte keine Überraschungen bergen. Und doch hat es die Laune an den US-Börsen spürbar gedämpft: Einige FOMC-Mitglieder überlegten neue restriktive Maßnahmen (das müssen nicht zwingend Zinserhöhungen sein). Damit sank die Erwartung für eine baldige US-Leitzinssenkung deutlich (nur noch 70% erwarten eine Senkung im September, nur noch 60% im August). Etwas stärkere Arbeitsmarktdaten und deutlich anziehende PMI-Ergebnisse (Gesamt-PMI stieg von 51,1 auf 54,4 Zähler; neutral = 50) sowie die verbesserte Auftragslage (stieg ggü. Vormonat um 0,4%) und das von 67,5 auf 69,1 gestiegene Verbrauchervertrauen zeigten die zunehmende Dynamik der US-Wirtschaft.

Was die neue Woche bringt

Die Makrodaten in den USA wirken wohl unterstützend, aber nicht preistreibend. In Asien bleibt das politische Risiko (Drohgebärden Chinas gegenüber Taiwans neu gewählter Führung) Thema Nr. 1 (China will verhindern, dass sich Taiwan offiziell als unabhängig deklariert). In Europa ist aufgrund der Makrodaten die Lage vergleichsweise entspannt: Konstante Kerninflation in der EU und eine stabile Arbeitslosigkeit – solide über 5% – sollten den Weg für die erste Zinssenkung der EZB ebnen.

Asien

Die Rede des BoJ-Gouverneurs Uede ist durchaus relevant. Wenngleich die maßgeblichen Makrodaten Kerninflation (zuletzt bei 1,8% im Großraum Tokio) und Arbeitslosenquote (unverändert bei 2,6%) wenig Bewegung zeigen. Der zunehmende Konsum (steigt von 1,2% auf 1,9%) unterstützt Inflationstendenzen. Die Einkaufsmanager bleiben bei ihrer Einschätzung auf Vormonatsniveau mit 51,5 Zählern (neutral = 50).

Europa

Die Beurteilung der aktuellen Wirtschaftslage (ifo Geschäftsklimaindex) steigt geringfügig von 89,4 auf 90,3 Zähler. Ähnliche Werte (leicht niedriger) gelten für die Beurteilung der aktuellen Lage in Deutschland. Spannend sind ab Mittwoch das Gfk-Verbrauchervertrauen (steigt von -24,2 auf -23,0), der HVPI (wird in Deutschland wohl von 2,4% auf 2,8% saisonal bedingt steigen) sowie die EU Makrodaten, die für die EZB maßgeblich sind: Arbeitslosenquote (bleibt mit 6,5% auf Vormonatsniveau) und Kerninflation (bleibt mit 2,7% ebenfalls unverändert). Damit ist der Weg frei für eine EZB-Leitzinssenkung im Juni.

USA

Die Nachwehen vom FOMC bewegen am Wochenstart nochmals die US-Börsen. Doch schon ab Mittwoch werden neue Daten veröffentlicht, die wohl für mehr Ruhe sorgen: Der Beige Book Report (Kommentar der 12 regionalen US Zentralbanken über die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen in deren Region) zeigt zunächst die bereits bekannte Zunahme der Wirtschaftsdynamik. Doch die Kerninflation bleibt vorerst mit 3,7% stabil – das gilt auch für den Inflationsdruck. Das BIP fällt annualisiert mit 1,5% etwas niedriger aus als im Vormonat (1,6%). Auch wenn in der Vorwoche die Arbeitsmarktdaten etwas besser waren: Die Einkommen steigen nun ggü. Vormonat nur noch um 0,3% (zuvor +0,5%). Trotz Dynamik bleiben die für die Fed relevanten Kennzahlen also eher stabil. Unangenehm, aber weniger negativ.

Fazit

Gemischte Gefühle aus unterschiedlichen Gründen bewegen die Märkte der kommenden Woche und zeigen die Wichtigkeit von Diversifikation deutlich auf. Mit der Beruhigung der US-Märkte könnte Nvidia die Nasdaq doch noch kurstechnisch treiben. Und im Zweifelsfall macht der Song von Daft Punk Laune 😉

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Autor: Alexander Putz

Quellen: S&P Global; weiterführende Info: KI in der Arbeitswelt von McKinsey

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