Powell’s Growls

News, 3 May 2024

Banker, die kläffen …

Das BIP wächst moderat und die meisten Makrodaten zeigen ein lindgrünes Bild. Dieses Goldlöckchen-Szenario ist eigentlich etwas Schönes. Eigentlich. Denn genau diese Wirtschaftslage beendet vorerst die Disflationstendenzen in den USA und sorgt für eine stabile Kerninflation auf zu hohem Niveau. Und Powell könnte erstmals eine Sensation gelingen: No landing.

Das „no landing“- Szenario bedeutet, dass es zu keiner Rezession in den USA kommt, die Wirtschaft also auf niedrigem (moderatem) Niveau solide und langfristig wächst. Der Wermutstropfen ist jedoch die anhaltend hohe Kerninflation. Sie zwingt die Fed, die Zinsen hoch zu belassen und gleichzeitig weitere geldpolitische Maßnahmen zu setzen.

Ebendiese geldpolitische Entspannung, die sinkende Zinsen und eine sanfte Erhöhung der Geldmenge bedeuten würde, wäre das falsche Signal: Die kreditfinanzierten Ausgaben würden wieder steigen und somit die Inflation. Doch das hohe Zinsniveau verhindert auch Innovationen: Jungunternehmen und Forschungseinrichtungen sind schlicht nicht liquide genug.

Powell kann also nicht viel machen. Außer frustriert zu knurren.

Too high, too sticky: US-Kerninflation
Zu früh zu hoch: US-Wirtschaftswachstum

Das war die vergangene Woche

Asien

Die Arbeitslosenrate ist mit 2,6% auf Vormonatsniveau geblieben. Die Aussagen der Fed haben den USD gegenüber dem JPY fallen lassen. Die BoJ deutete weitere restriktive Maßnahmen an, die nicht zwingend einen Zinsschritt bedeuten. Aus China wurden die NBS PMI-Daten berichtet: 50,4 Zähler im verarbeitenden Gewerbe bzw. 51,2 im Dienstleistungssektor (neutral = 50).

Europa

Der HVPI Deutschlands lag mit 2,4% knapp über dem erwarteten Bereich – die EU-Inflationsrate blieb unverändert bei 2,4%. Die negative Stimmung an den US-Börsen (bedingt durch die Fed) belastete auch hierzulande. Die EU-Arbeitslosenrate blieb mit 6,5% stabil. Erfreulich war ein leichtes Plus (0,3%) des Konsums in Deutschland. Die Inflation in der Schweiz stieg auf 1,4%

USA

Die Entscheidung der Fed, die Leitzinsen unverändert zu belassen, war keine Überraschung. Powell bekräftigte einmal mehr, dass der erste Zinsschritt erst erfolgen werde, wenn die Inflation nachhaltig in Richtung der Zielmarke von 2% sinke. Gleichzeitig sagte er klar, dass eine weitere Zinserhöhung äußerst unwahrscheinlich sei. Als direkte Folge dieser Aussagen sanken Silber (-1,79%) und Gold (-0,98%). Die um 3,2% ggü. Vorjahr gestiegenen Lohnkosten dämpften die Investorenlaune. Die Einkaufsmanager hingegen zeigten sich vorerst unbeeindruckt (PMI unverändert bei 50,9 Zählern; neutral = 50). Die überraschend auf 3,9% gestiegene Arbeitslosenrate führte am Freitag noch zu einer Erleichterungsbewegung an den US-Börsen.

Was die neue Woche bringt

In der kommenden Woche gibt es nur wenige Makrodaten, die die Anleger bewegen. Nach den jüngsten Aussagen der Fed (Zinsen werden wohl nicht erhöht werden, aber die Senkung steht auch noch nicht im Raum) richten sich die Märkte neu aus. Mit Spannung darf die chinesische Inflation erwartet werden.

Asien

Im Vorfeld der chinesischen Handelsbilanz zogen die Kurse in Hongkong bereits vergangene Woche an – die nun veröffentlichten Makrodaten wirken daher nur noch bestätigend. Auch die japanische Leistungsbilanz wird Beachtung finden, denn sie zeigt, inwieweit die BoJ weitere Maßnahmen setzen muss und wie sich der JPY ggü. dem USD konkret auswirkt. Möglicherweise werden die jüngsten Gewinne mit der Veröffentlichung der chinesischen Inflationsdaten (zuletzt 0,1% ggü. Vorjahr) wieder abgegeben: Ein erneutes Deflationsszenario steht im Raum.

Europa

Der PMI bleibt auf Vormonatsniveau – sowohl in Deutschland als auch EU-weit. Das sollte das Investorenvertrauen (zuletzt -5,9%) weiter in Richtung neutrale Zone bringen. Das EZB-Statement wird vor allem im Vergleich zu jenem der US-Fed bedeutsam: Dann wird die Erwartung befeuert, dass Europas Leitzinsen im Juni gesenkt werden (oder eben doch nicht, weil man auf die Fed warten möchte). Unterstützend wirkt die Handelsbilanz für Deutschland.

USA

In der kommenden Woche werden nur wenige marktbewegende Makrodaten aus den USA veröffentlicht. Interessant sind das Verbrauchervertrauen (zuletzt 77,2 Punkte) und die fünfjährige Inflationserwartung (zuletzt stabil bei 3,0%). In beiden Fällen wird nur wenig Änderung (wenn, dann etwas schwächer) erwartet.

Fazit

Die Makrodaten bewegen die Märkte nur wenig. Dafür rückt die monatliche US-Budgetdiskussion den Wahlkampf in den USA wieder ins Blickfeld. Und China muss sich erneut um seinen Konsum Sorgen machen, was eher Shanghai als Hongkong spüren wird – die Überproduktion wirkt sich auch auf die chinesische Binnenwirtschaft aus.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Autor: Alexander Putz

Quellen: Allianz Global Investors; Reuters Datastream

Hinweis: Die vorliegende Marketingunterlage stellt keine Anlageberatung, Anlageanalyse oder Anlageempfehlung dar. Insbesondere ist sie kein Angebot, bzw. keine Aufforderung zum Stellen eines solchen, und keine Empfehlung/Aufforderung zum Kauf, Verkauf oder einer anderen Handlung (z.B. Halten) von Finanzprodukten. Die steuerliche Behandlung hängt von den persönlichen Verhältnissen des jeweiligen Kunden ab und kann künftigen Änderungen unterworfen sein.

Nach oben scrollen