Kürbis-Öl?

Market Views, 20 Okt 2023

Die Märkte vor Halloween.

Die Berichtssaison hat gestartet. Zahlreiche große Unternehmen präsentieren nun ihre Q3-Zahlen und geben einen Ausblick auf Q4. Diese Zahlen sind bei Weitem nicht so negativ (in vielen Fällen sogar erfreulich positiv) wie die Emotionen. Düsterer sind die Drohungen von Powell, die Zinsen zu Halloween (genauer: am 1.11.) doch noch mal zu erhöhen. Am stärksten drückt derzeit aber die Sorge ums Öl.

Die Stimmungsdaten verbessern sich schon das ganze Jahr. Denn auf die Konjunkturabkühlung haben sich die großen Unternehmen bereits eingestellt und so sehen die Einkaufsmanager die Welt schon langsam wieder positiv. Man ist vorbereitet. Und das zeigen auch die Q3-Ergebnisse in eindrucksvoller Form: robuste Nachfrage, robuster Arbeitsmarkt.

Doch genau das sorgt für eine besorgte Fed. Denn beides führt zu einer anhaltend erhöhten Inflation – und dagegen will man vorgehen. Das muss nicht zwingend eine Zinserhöhung sein: „Higher for longer“ ist mittlerweile bis ins Q2.2024 in den USA eingepreist. Auch die Geldmenge kann reduziert werden – das allerdings würde den USD stärken und damit die Exportchancen der USA reduzieren.

Problematisch ist der Nahost-Konflikt nun in Sachen Öl. Die Sorge, dass es mit zunehmendem Involvement der westlichen Staaten zu einem Schulterschluss der ölfördernden Staaten kommen könnte, treibt den Ölpreis und die ohnehin schon sehr sensiblen Märkte. Zu Halloween werden wir wohl beides kriegen: Süßes UND Saures.

Entwicklung der Arbeitslosenrate 2024
Anteil an der globalen Kaufkraft 2024

Das war die vergangene Woche

Asien

Chinas BIP-Wachstum enttäuschte mit nur 4,9% (zuvor noch 6,3%). Die PBoC beließ auch in der dieswöchigen Sitzung die chinesischen Leitzinsen unverändert bei 3,45%. Die asiatischen Märkte reagierten darauf durchwegs negativ. Die Anmerkungen der US-Fed zu ihrer weiteren möglichen Geldpolitik haben die negative Stimmung letztendlich nur noch verstärkt.

Europa

Die Woche hat mit positiven Makrodaten begonnen (die Konjunkturerwartung in Deutschland stieg von -9,0 auf -1,1 Zähler, in der EU von -8,0 auf +2,3 Zähler). Auch die Inflationsdaten konnten bestätigt werden (4,3% in der Euro-Zone). Powells Rede am Donnerstag hat die Angst vor weiteren Leitzinserhöhungen und deren Auswirkung auf die globalen Märkte erneut angefacht und auch Europa tief ins Minus gedrückt.

USA

Die Unternehmensberichte waren gut, aber nach den Reden der US-Notenbanker leider wirkungslos. Denn mit der Möglichkeit, der Zinszyklus könne doch noch nicht beendet sein, hat Powell die Märkte weltweit massiv verunsichert – in Kombination mit den Öl-Sorgen im Zuge des aufgeflammten Nahost-Konflikts harte Kost. Zuvor stiegen die Konsumdaten (+0,7% ggü. dem Vormonat), die Industrieproduktion (+0,3% statt der erwarteten 0%) und all das bei weiterhin stabilem Arbeitsmarkt und der Aussicht (Fed Beige Book Report), dass die USA auch 2024 nicht in die Rezession fallen.

Was die neue Woche bringt

Die Aussagen der Fed in Kombination mit dem Nahost-Konflikt sorgen für ein Kursniveau wie zu Jahresbeginn. Dabei gäben sowohl die Makrodaten als auch die Unternehmensberichte Anlass, positiv in die Zukunft zu blicken.

Asien

Die Woche wird ruhig hinsichtlich der Makrodaten aus Asien. Erst am Freitag werden die japanischen Inflationsdaten veröffentlicht (mit 3,8% auf Jahresbasis stabil). Die asiatischen Märkte werden daher verstärkt auf die wohl überwiegend positiven Q3-Berichte der großen Unternehmen achten – jedoch immer mit einem Auge auf den 1.11. (US-Zinsentscheidung).

Europa

Das Verbrauchervertrauen bleibt in Deutschland am Dienstag mit -26,5 Zählern stabil pessimistisch. Die Einkaufsmanager können ihre neutrale Position („Es bleibt, wie es grad ist“) behaupten. Das ifo berichtet von sich langsam verbessernden Geschäftsaussichten in Deutschland (steigt auf 83,3 Zähler; neutral = 100). Bei der EZB-Zinssitzung am Donnerstag wird keine Veränderung des Leitzinssatzes (derzeit 4,5%) erwartet.

USA

Die Zinsstrukturkurve, die allmontaglich gebildet wird, wird zeigen, wie sehr der Markt tatsächlich an einen weiteren Zinsschritt der Fed am 1.11. glaubt. Am Donnerstag werden jedenfalls starke BIP-Daten erwartet: US-BIP steigt von 2,1% voraussichtlich auf 4,1% gegenüber dem Vorjahr. Die Q3-Konsumdaten am Freitag lassen auf das Q4 schließen. Erwartet wird, dass auf Monatssicht die Kernausgaben um 0,3% steigen, die Löhne hingegen um 0,4%. Damit dürfte auch das Verbrauchervertrauen in den USA mit 63,0 Zählern ungebrochen hoch bleiben.

Fazit

Die volkswirtschaftlichen Daten zeugen von Stärke. Die Unternehmen auch. Bleibt die Frage, was uns die Fed bringen wird: Süßes ODER Saures? Diese Frage wird alle möglichen Erholungstendenzen der kommenden Woche belasten.

Dieser Artikel ist auch im Geld Magazin und im Börse Express erschienen.

Autor: Alexander Putz

Quellen: Internationaler Währungsfonds

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